Fragmentarium; 282 Seiten, 19,90 €
ISBN 978-3-86356-131-4
Shahla Aghapour | Ali Akondoh | Johanna Anderka | Halina Barań | Artur Becker | Hans Bergel | Henrike Brădiceanu-Persem | Petra Curescu | Wolfgang David Dmitri Dragilew | Dagmar Dusil | Uwe Erwin Engelmann | Vadim Fadin | Peter Finkelgruen | Heidrun Hamersky | Ilse Hehn | Steliana Huhulescu | Kira Iorgoveanu-Mantsu Ursula Jetter | Greta Ionkis | Katharina Kilzer | Heinrich Kirschbaum | Viktoria Korb | Grigory Kroshin | Karel Kukal-Beyeler | Tatjana Kuschtewskaja | Johann Lavundi | Jiří Loewy | Alexei Makushinsky | Timo Meškank | Ngô Nguyen Dung | Ruxandra Niculescu | Annemarie Podlipny-Hehn | Mina Polianski
Traian Pop Traian | Eugen Popin | Horst Samson | Boris Samyatin | Boris Schapiro | Dieter Schlesak Wolfgang Schlott | Frieder Schuller | Hellmut Seiler | Ljubiša Simić | Herbert Somplatzki | Ursula Teicher-Maier | Radovan Vlahović | Jaroslav Vejvoda (Marek) | Balthasar Waitz | Helîm Yûsiv
Die Entstehung des Exil-P.E.N. deutschsprachiger Länder im International P.E.N. geht in der informellen Gründungsphase auf eine nach 1948 aus kommunistischen Staaten geflüchtete Gruppe von Schriftstellern und Journalisten zurück. Es war eine Organisation von Autoren aus Ostmitteleuropa und der Iberischen Halbinsel, die sich in London herausbildete. Aufgrund der Bemühungen der polnischen Schriftstellerin Maria Kuncewiczowa wie auch dem Engagement von Autoren aus Ungarn, der Tschechoslowakei und den baltischen Ländern entstand das Centre for Writers in Exile, das im Juni 1951 in Lausanne ins Leben gerufen wurde. Dieses Zentrum diente als Vorbild für den zunächst losen Zusammenschluss der aus osteuropäischen Staaten geflüchteten Autoren, die in der Bundesrepublik Deutschland vor allem nach 1956 aus Ungarn und nach 1968 aus der Tschechoslowakei Asyl suchten. Seit den 1980er Jahren wurden auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller in den Exil-P.E.N.-Club, dem Vorläufer des Exil-P.E.N. deutschsprachiger Länder, aufgenommen, die wegen antisemitischer Ausschreitungen und nationalistisch motivierter Verfolgungen ihre Heimat in mittelasiatischen Sowjetrepubliken und in Russland verlassen mussten. Hinzu kamen nach 1990 aus politischen Gründen verfolgte Autoren aus dem Iran, Syrien, Vietnam, Togo, Kuba wie auch eine Gruppe von Schriftsteller/innen, die aufgrund nationalistischer Diskriminierungen ihre angestammten Lebensräume in Südosteuropa aufgeben mussten.
Gegenwärtig gehören dem Exil-P.E.N. deutschsprachiger Länder 90 Mitglieder an.
(vgl. Dorothée Bores, Sven Hanuschek (Hrsg.). HANDBUCH PEN. GESCHICHTE UND GEGENWART DER DEUTSCHSPRACHIGEN ZENTREN. Berlin/Boston 2014, S. 448-480)
Serbske přebasnjenja z němčiny / Sorbische Nachdichtungen aus dem Deutschen: Benedikt Dyrlich [B. D.] und Dorothea Šołćina/Scholze [D. Š.]. Němske přebasnjenja z rumunšćiny / Deutsche Übersetzungen aus dem Rumänischen von Horst Fassel [H. F.], Edith Konradt [E. K.], Johann Lippet [J. L.], und Dieter Schlesak [D. S.]
Wjacore serbske přenjesenja złožuja so na rumunsko-němsku ediciju Absolute Macht, Ludwigsburg 2018. Etliche sorbische Übertragungen stützen sich auf die rumänisch-deutsche Edition Absolute Macht, Ludwigsburg 2018.
Zběrka bu spěchowana wot Załožby za serbski lud, kotraž dóstawa lětne přiražki Zwjazka, Swobodneho stata Sakskeje a Kraja Braniborskeje. Diese Veröffentlichung wurde gefördert von der Stiftung für das sorbische Volk, die jährliche Zuwendungen des Bundes, des Freistaates Sachsen und des Landes Brandenburg erhält.
Reihe Lyrik . Band 176, 153 Seiten, €[D]18,50
ISBN 978-3-86356-365-3
Basnik a rebel, nakładnik a wupućowar, diskjokej a dźiwadźelnik, wudawaćel a redaktor. Z tutymi a dalšimi wopřijećemi hodźi so Traian Pop Traian jadriwje charakterizować. Ja sam pak rady swojemu přećelej a koleze z gildy pisacych z wutroby přidam: Traian słuša ze swojim 18. decembra 2002 załoženym nakładnistwom, kotremuž Pop Verlag rěkaja, sobu k naj- płódnišim spěchowarjam noweje wuchodno- a južnoeuropskeje literatury w Němskej a w tutym wobłuku mjeztym tež k spušćomnym wudawaćelam serbskeho pismowstwa.
Dichter und Rebell, Verleger und Auswanderer, Musiker und Theatermann, Herausgeber und Redakteur. Mit diesen und weiteren Etiketten lässt sich Traian Pop Traian markig charakterisieren. Ich selbst füge indes meinem Freund und Kollegen aus der Dichtergilde von Herzen hinzu: Traian zählt mit seinem am 18 Dezember 2002 gegründeten Pop-Verlag zu den produktivsten Förderern neuer ost- und südeuropäischer Literatur in Deutschland und in diesem Rahmen auch zu einem nachhaltigen Herausgeber des sorbischen Schrifttums.
Benedikt Dyrlich
„Die 53. Woche“
Gedichte, aus dem Rumänischen übertragen von Gerhardt Csejka, Horst Fassel, Edith Konradt, Johann Lippet und Dieter Schlesak.edition monrepos. 133 Seiten; ISBN 978-3-86356-062-1; €[D]15,00
Absolute Macht. Roman(z)e(n) aus einem vertraulichen Tagebuch.Roman(ţ)e dintr-un jurnal discret. Deutsch-Rumänisch.Übersetzungen aus dem Rumänischen von Gerhardt Csejka, Horst Fassel, Edith Konradt, Johann Lippet, Horst Samson, Georg Scherg und Dieter Schlesak. Orpheus Reihe Band 9.394 Seiten, ISBN 978-3-86356-204-5, €[D]29,00
Posledni sněh / Der letzte Schnee. Basnje / serbsce-němsce. Gedichte / sorbisch-deutsch. Grafiki / Grafiken: Božena Nawka-Kunysz. Reihe Lyrik . Band 176, 153 Seiten, ISBN 978-3-86356-365-3, €[D]18,50
Ilse Hehn: Diese Tage ohne Datum. Mit 45 bildnerischen Arbeiten der Autorin.Reihe Fragmentarium Bd. 27. 320 Seiten, ISBN 978-3-86356-353-0, €[D]23,00
Anstelle eines Vorworts: Eine Sprache aus Überzeugung, Nähe und Anmut
Das kennen wir: Die Corona-Pandemie zeigt erschreckend, statt sich herzlich und liebevoll zu umarmen, streckt man seine Faust aus, seine Ellenbogen und tritt einander fast vors Schienbein. Nehmen wir auch noch die Maske hinzu, sind wir … auf Abstand? Einander fremd geworden? Vereinsamt?
Wie erfreulich, wenn ein Buch seine Arme ausbreitet, die Maske abnimmt, keine Berührung scheut, sich dir nähert und ein echtes Angebot zur Aufnahme einer Beziehung ist.
Wovon rede ich? Von Ilse Hehns jüngstem Buch: „Diese Tage ohne Datum“. Es neigt sich uns entgegen, möchte angenommen, in seiner Bildsprache verstanden und in gewisser Weise auch genossen werden. Doch das alles geht nicht hektisch. Es brauchte seine Zeit. Lebenszeit, Erfahrungszeit, Wahrnehmungszeit. Und es braucht unsere Lust und Bereitschaft, Worte und Bilder zu wägen, so dass sie in unserem Inneren Gestalt annehmen.
Was bewegt diese bewegende Autorin dazu, uns in Lappland auf einen Hundeschlitten zu stellen und uns tagelang und abhängig von Tier und Natur durch die weite, eingefrorene Landschaft zu führen? Die sprachsatten Bilder lassen es erahnen: es geht darum, eine innere Heimat zu entdecken, ein Gefühl von Geborgensein in einer Natur, die nicht feindlich ist.
Ob die Bretagne ein heimeliger Ort? Ist sie nicht auch schroff, bedrohlich, menschenfeindlich? Nein, wenn man nicht nur allein unterwegs ist, und manchmal scheint es durch, dass Ilse Hehn nicht alleine reist. Ob die Autorin nun mit kulturhistorische Anmerkungen, in eine bildhafte Sprache eingetaucht, metaphorisch überhöht und mit kraftvollen Synästhesien bekleidet, sich uns herausfordernd nähert – wir sind eingeladen, intellektuell und emotional an dieser Reise durch Frankreich teilzuhaben.
Nach einem wunderbar zynischem Capri-Intermezzo und einem Spaziergang durch das bunte, tolerante Amsterdam reisen wir nach Schottland.
Kommt man dann dort im Zeichen der Distel und beim Klang der Bagpipes, mit dem passenden Getränk in der Hand und umwoben von Geschichte und Geschichten, zu einer entspannten Gelassenheit, einem Atemhauch von Genuss? Ja, man kommt. Auch als Leser.
Aufpassen! In Florenz – sachlich kommentiert die Autorin die Stadt als „ein Sarg aus pietra dura“, Pathos und pietätvolle Kniefälle sind nicht das Ihre – werden wir davor gewarnt, „Dantes verzinkter Lorbeer“ uns nicht auf den Kopf fallen zu lassen.
Und ach, Ägypten. Hier hat Ilse Hehn wahrlich ihr Herz an Geschichte und Architektur, an Götterwelt und Menschenelend verloren. So viele Worte und keines zu viel. Jedes gefüllt mit Bild und Vorstellung, mit Kommentar und Anmerkung. Ein Bekenntnis!
Ein literarisches Fundstück sind die Texte der Autorin über ihre ehemalige Heimat Rumänien. Textminiaturen von großer poetischer Kraft und eigenwillige Collagen vermitteln ein nuancenreiches Bild des postkommunistischen Rumänien. Hinter dem schönen Schein eines „neuen Frühlings“ wird die Ratlosigkeit und Enttäuschung angesichts der nicht eingelösten Erwartungen der 1989 von der kommunistischen Diktatur befreiten Menschen spürbar.
Umarmen wir Sizilien, jenes geschichtsträchtige Eiland, um uns bald darauf, über Norwegen und Samos, am Bodensee auszuruhen, Annette von Droste Hülshoff vorurteilsfrei zu begegnen, und gleichsam Kraft zu tanken für zwei weitere große Schritte. Einer führt uns zur ewigen Stadt, der Roma aeterna, deren Flair wir erliegen, die Sinne leibhaftig und lebhaft gesättigt. Und ja, die „bocca della verita“ wartet auf die Autorin, um das, was sie uns anbietet, auf Authentizität und sprachliche Überzeugungskraft zu prüfen. Ergebnis: Alles gut! Was heißt, das steinerne Ungeheuer beißt nicht zu.
Schließlich wartet Venedig auf uns. Wir kommen behutsam dieser rätselhaft schönen Stadt nahe. So wie die Autorin auch uns nahegekommen ist. Keine erzwungene Distanz sondern glaubhafte Nähe, keine Oberlehrer-Belehrungen, sondern kenntnisreiche Impulse. Keine Maske, wohl aber eine Sprache aus Überzeugung, Nähe und Anmut.
So gelingen Begegnungen, ja Berührungen in einer Zeit der Entfremdung. Man ist eingeladen, sich dem Horizont einer weit gereisten Autorin zu nähern.
Das ist ein Buch für unsere Zeit der Distanz, der Masken und der erzwungenen Berührungslosigkeit.
Lassen Sie sich berühren! Es tut gut.
Ulrich Steenberg, Januar 2022
Diese Tage ohne Datum – ein Gesamtkunstwerk, das die Vielfalt von Reiseerfahrungen in all ihren sinnlichen, gedanklichen und ästhetischen Facetten erfasst, und in welchem kongenial die bildende und die Sprachkünstlerin Ilse Hehn zu Wort kommt.
Was bei der aufmerksamen Lektüre auffällt, ist die stilistische Vielfalt der Texte, von Impressionen (Frankreich) über handfeste, geradezu spannende Handlung (Lappland), sprachlich unwahrscheinlich ausgefeilten wunderschönen Bildern vom Bodensee, Mont St. Michel, Venedig, Amsterdam (in seiner Knappheit ein kleines Kabinettstück), Capri (wunderbar die ironische Brechung im gesamten Kapitel) bis zu richtigen kleinen kulturhistorischen Exkursen (Ägypten, Rom, Schottland) und immer wieder dazwischen eingestreute lyrische Produkte. (Herbert Bockel)
Kritikerstimmen
Das jüngste Buch der Autorin Ilse Hehn ist ein eigenwilliges poetisches Reisetagebuch. Die Autorin reflektiert in Gedichten und Prosa feinsinnig die unterschwelligen Eigenheiten von Landschaften und Städten und stellt sie in den Zusammenhang der persönlichen Erlebnis- und Erfahrungswelt. Von besonderem Reiz sind die Rückblenden auf den südosteuropäischen Raum und die Jahre des Sozialismus, der Blick auf das heutige postkommunistische Rumänien sowie die Erlebnisfrische, mit der sie zu reisen und zu schildern versteht.
In die Texte beigestreut sind zahlreiche bildnerische Arbeiten von Ilse Hehn, die dem Buch einen zusätzlichen künstlerischen Reiz verleihen. (Ihre Windrose hat Wurzeln im Südosten, Franz Heinz)
Stilles Aufnehmen von Welt
Nicht die exotische Ferne fremder Kontinente lockt Ilse Hehn. Ihre Eindrücke, in Notaten festgehalten, die ein Mosaik bilden, sammelt die Reisende in den Schneeweiten Lapplands, in farbenflirrenden mediterranen Räumen, im Rom der Kirchen, Künste und Kontraste, in der archaisch-herben Landschaft der Bretagne, auf der griechischen Insel Samos, in Ägypten oder auch im sagen- und geschichtsträchtigen Schottland. Ihre in Prosa gefassten Impressionen finden sich, gestalterisch umgewan-
delt, oft auch in Gedichten wieder, die, eine Erfahrung, ein Erlebnis betonend, zum mitbestimmenden Teil des Textgefüges werden. Und sie finden sich wieder in den durch ihre Farbakzentuierung und Linienführung suggestiven Bildern der Künstlerin Ilse Hehn, die mit der Dichterin gemeinsam unterwegs war. (Eduard Schneider)
Grenzenlos. Zeitgenössische Prosa von Frauen aus Georgien. Herausgegeben von Lela Zuzkiridse und Irma Schiolaschwili. Aus dem Georgischen übersetzt von Irma Schiolaschwili in Zusammenarbeit mit Joachim Britze. Kaukasische Bibliothek Band 29 (Georgien). Reihe Epik Bd.124, ISBN: 978-3-86356-332-5; 204 Seiten, €[D] 18,50
In diesem Band sind Geschichten von fünfzehn zeitgenössischen Autorinnen aus Georgien versammelt, die durch die Kriege in Abchasien (1992-1993) und in Kerngeorgien (2008) entstanden sind. Sie erzählen über das wunderschöne Land im Südkaukasus, dessen Grenzen künstlich versetzt wurden.
In diesen Kurzgeschichten erzählen Frauen aus Georgien sowohl über Leid und Schmerz als auch im Krieg entstandene Liebe und Freundschaft. Sie berichten über kaukasische Traditionen wie zum Beispiel die ausgeprägte männliche und weibliche Würde, die die einzelnen kaukasischen Völker immer noch stark verbindet. Sie erzählen über die Sehnsucht nach einer fremd gewordenen Heimat und nach alten Freunden, über die schleichende Okkupation an den neuen Grenzen und über die Kraft und die Bedeutung der georgischen Erde, von der 20% zurzeit von Russland okkupiert sind. Irma Schiolaschwili
Reihe Epik Bd. 111; ISBN: 978-3-86356-302-8; 195 Seiten, €[D]16,50
Die Erzählungen bilden einen Ausschnitt aus den vergangenen zwanzig Jahren meines literarischen Schaffens. Sie verbinden das Genre des Kriminalromans mit grotesken Visionen und skurrilen Inspirationen. Dabei bedienen sie sich abwegiger und merkwürdiger Ereignisse, indem sie aus der Perspektive komischer Zeitgenossen und kauziger Persönlichkeiten ihre Welt auf den Kopf stellen oder selbst Opfer ihrer merkwürdigen Handlungen werden. Ihre Erzähler schlüpfen dabei in unterschiedliche Rollen und verletzen bewusst liebgewonnene Tabus. Alle Sujets stammen aus dem gegenwärtigen und einstigen zweigeteilten Deutschland wie auch der Tschechoslowakei nach dem „Prager Frühling“.
Übereinstimmungen mit noch lebenden Persönlichkeiten sind rein zufällig. Ihre Konturen verblassen, je länger sich Leser/innen während des Erzählvorgangs mit den Personen der Handlung identifizieren. Wolfgang Schlott
In der hier vorliegenden Sammlung von Erzählungen wendet Wolfgang Schlott virtuos unterschiedliche Erzähltechniken an, die von der Ich-Perspektive, dem Kommentar, einer Art Drehbuch im Stile eines Tatort-Krimis in der ARD bis hin zu skurrilen Elementen reichen. Überhaupt das Skurrile: Was im wissenschaftlichen Betrieb ‚abwegig‘ wäre, ist in einer Erzählung wie etwa „Märtyrer gesucht“ bis zum Lächerlichen überzeichnet, weil deren Quellen manipuliert sind (oder sein könnten) und die handelnden Personen als Sekte ‚kriminell‘ agieren. Dieser ‚gegenstandslosen‘ Wissenschaft entspricht der sich ‚auflösende‘ Erzähler inmitten einer Konstellation aus Verlogenheit, Anmaßung und Fake-News. (…) Für Wolfgang Schlott ist Erzählen ein Grenzgang zwischen starker Imagination, Verzauberung und Entzauberung, Austesten der Handlungsmöglichkeiten, bitterem Ernst und Schalk, Einsicht in die Vergeblichkeit und dem Reiz am steten Neubeginn. Erzählen ist für ihn Beruhigung durch das Schreiben selbst: nämlich eine Spur zu legen, die bleibt. Frank Eckart
– „Heimat – gerettete Zunge. Visionen und Fiktionen deutschsprachiger Autoren aus Rumänien“, 2013, Eine literarische Begegnung. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Wolfgang Schlott. Horst Samson (Hrsg.), Ingmar Brantsch,Hans Bergel, Walter Engel,Ilse Hehn, Franz Heinz, Klaus Hensel, Franz Hodjak, Johann Lippet, Dieter Schlesak, Olivia Spiridon, Horst Samson, Peter Motzan, Gerhard Ortinau, Friedrich Schuller, Hellmut Seiler, Balthasar Waitz: Heimat – gerettete Zunge. Visionen und Fiktionen deutschsprachiger Autoren aus Rumänien. (UNIVERSITAS Sammlung) 373 S. ISBN: 978-3-86356-051-5, € [D] 25,– € [AT] 25,– SFr [CH] 35,-
Ilse Hehn: Roms Flair in flagranti. Epikreihe Bd. 109.142 Seiten, ISBN 978-3-86356-284-7, €[D]19,90
Rom mit aller Inbrunst lieben, seine lichtüberfluteten Plätze und spru- delnden Brunnenkaskaden ins Visier nehmen, in seinen Museen die rö- mischen Skulpturen mit kontrast- geladenen Blicken erfassen, in den unzähligen Basiliken und Kirchen die ornamentale Pracht bewundernd und kritisch abbilden, die römischen, mittelalterlichen und neuzeitlichen Epochen aus kunsthistorischer und kunstkritischer Sicht präsentieren, mit oft frivolen Schnappschüssen auch das touristische Treiben in der faszinierenden Stadt am Tiber lebendig darstellen – mit diesen Ansprüchen ist der Künstlerin und Schriftstellerin Ilse Hehn etwas gelungen, was in den meisten illustrierten Rom-Baedekern fehlt, die gelungene Mischung aus seriöser kunstgeschichtlicher Betrachtung wie auch frecher, manchmal sogar schnoddriger Bewertung der Kontraste zwischen katholischem Prunk, weltlichem Glanz und dem überall sichtbaren Elend auf den Straßen Roms. Kein Wunder, dass die Leser/innen und aufmerksamen Betrachter dieses Text-Bild-Bandes auf zweifache Weise in flagranti erwischt werden: bei ihren wechselnden Blicken auf prachtvolle Skulpturen, übermächtige Ruinen, marmorne Treppen und den Abfall der Geschichte. Ein Buch also, das ästhetisch aufgeladenen Genuss mit scharfsinnigen Kommentaren verbindet.
Wolfgang Schlott
Katharina Kilzer, 1959 in Jahrmarkt (Temeswar/Timișoara/Rumänien) geboren. Studium der Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaftten in Jassy (Rumänien) und Bielefeld. Mitglied der Stiftung Memorial Sighet und des Exil-PEN deutschsprachiger Autoren in Deutschland. Mitarbeiterin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Lebt in Wiesbaden.
Publikationsdebüt in der „Neuen Literatur“ 1981. Ana Blandiana: In einer spanischen Herberge, Berlin 2012 (Übersetzerin und Herausgeberin); Geist hinter Gittern. Berlin 2013 (zusammen herausgegeben mit Helmut Müller-Enbergs); Die vier Jahreszeiten. Berlin 2015 (zusammen herausgegeben mit Helmut Müller-Enbergs); Beiträge in: Gedächtnis der Literatur. Erinnerungskulturen in den südosteuropäischen Ländern nach 1989, Ludwigsburg 2009; PEN-Anthologie: „Die Sehnsucht, die ist mir so leicht.“ Schreiben im Exil, Ludwigsburg 2016; Wozu Dichter in dürftiger Zeit?, Berlin 2018 (zusammen herausgegeben mit Helmut Müller-Enbergs).
Ana Blandiana: Geschlossene Kirchen. Gedichte. Nach einer Auswahl und mit einem Nachwort von Katharina Kilzer (Hrsg.). Übersetzungen aus dem Rumänischen von Maria Herlo, Katharina Kilzer und Horst Samson. Deutsch-Rumänisch. Orpheus Reihe Band 9. ISBN 978-3-86356-185-7; 210 Seiten, €[D]19,90
„Die 53. Woche“
Gedichte, aus dem Rumänischen übertragen von Gerhardt Csejka, Horst Fassel, Edith Konradt, Johann Lippet und Dieter Schlesak.edition monrepos. 133 Seiten; ISBN 978-3-86356-062-1; €[D]15,00
Absolute Macht. Roman(z)e(n) aus einem vertraulichen Tagebuch.Roman(ţ)e dintr-un jurnal discret. Deutsch-Rumänisch.Übersetzungen aus dem Rumänischen von Gerhardt Csejka, Horst Fassel, Edith Konradt, Johann Lippet, Horst Samson, Georg Scherg und Dieter Schlesak. Orpheus Reihe Band 9.394 Seiten, ISBN 978-3-86356-204-5, €[D]29,00
Kira Iorgoveanu-Mantsu, *1948 in Bălcescu (Rumänien). Studium an der Universität Bukarest, Rumänisch-Französische Sprache und Literatur. Redakteurin bei dem Verlag „Editura Minerva“ in Bukarest.
Lebt in Deutschland.
Lyrikerin und Übersetzerin. Veröffentlichungen: „Steauâ di dor“ (1983); “Un veac de poezie aromână” ( 1985), “Ramura de măslin” (1985); “Ahapsi Lingvisticâ” (1987); “Noi poetslji a populiloru njits” / “Nous les poèts des petits peoples” (Zweisprachige Anthologie: Aromunisch-Französisch), 2007, Verlag “Micromania”, Charleroi / Belgien; “Ainodekam” (2013).
Von 1986 bis 2007, Secretärin der Abteilung Sprache und Kultur der “Union für Aromunische (Mazedoromanische) Sprache und Kultur” aus Freiburg und Redakteurin der in Aromunischer Sprache herausgegebenen Zeitschrift “Unser Wort”.
Führte eine reiche Tätigkeit im Bereich der Minderheitssprachen.
Mitgliedschaften: u.a. Union der Schriftsteller aus Rumänien, seit 2011 im Exil-P.E.N.
Curnicea. Prosa für Kinder auf Aromunisch/ Prozâ pi limba Armânâ. Illustrationen/ Zuyrâpseri di Laura Armeanu. Kids Samlung Band 2, 206 Seiten, ISBN: 978-3-86356-166-6 € [D]19,90
Pirmithi ti ficiurits
Ma mări sh-ma njits…
Illustrationen/ Zuyrâpseri di Laura Armeanu
Kids Samlung Band 2, 206 Seiten, ISBN: 978-3-86356-166-6 € [D]19,90
*Die Aromunen (Mazedo-Romanen) sind die Nachfahrer autochthoner, beginnend mit dem Jahr 148 vor Christus romanisierter Bevölkerungsgruppen des Balkans (Makedonier, Thraker, Illyrer, Hellenen), als Rom die Provinz Macedonia einrichtete, die auch die Regionen Epirus und Thessalien umfasste. Die Aromunen machen zurzeit eine Gruppe von mindestens einer Million aus und leben in ihren Herkunftsgebieten (Griechenland, Albanien, Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien, Bulgarien) und in der Diaspora, beginnend mit dem 18. Jahrhundert in Serbien, Mitteleuropa, Amerika, Australien und nach 1926 in Rumänien. Nach dem Fall des Osmanischen Reichs wurde Mazedonien durch den Frieden von Bukarest 1913 unter den neuen Nationalstaaten aufgeteilt (Griechenland 50%, Serbien 40%, Bulgarien 10 %). Diese Teilung hatte für die Aromunen katastrophale Folgen, die sich nun mehr in mehrere Staaten mit vollkommen unterschiedlichen nationalen Rechtssystemen befanden.
Das Aromunische ist eine romanische Sprache mit starken griechischen Einflüssen in der Lexik und bildet zusammen mit dem Rumänischen, Meglenitischen und Istroromanischen die Gruppe des Balkan- oder Ostlateinischen. Die Aromunen sind als eigene Ethnie in keinem Staat, in dem sie leben, anerkannt und das Aromunische macht einen raschen Prozess des Sprachwunds durch. Lediglich in der Ehemaligen Jugoslawischen Republik Mazedonien sind die Aromunen in der Verfassung als „Teil des aromunischen Volkes anerkannt“. Die parlamentarische Versammlung des Europarates in Straßburg hat mit der „Empfehlung 1333 für die aromunische Sprache und Kultur“ ein Dokument anerkannt, das auch von den Parlamenten in den Balkanstaaten unterzeichnet, aber das noch nicht in Praxis umgesetzt wurde.
Curnicea. Prosa für Kinder auf Aromunisch/ Prozâ pi limba Armânâ. Illustrationen/ Zuyrâpseri di Laura Armeanu. Kids Samlung Band 2, 206 Seiten, ISBN: 978-3-86356-166-6 € [D]19,90
Traian Pop Traian, *1952 in Brașov/Kronstadt, Rumänien. Schriftsteller, Verleger, Übersetzer und Journalist. Freiberufliche Mitarbeit während des Studiums und danach Toningenieur, Texter, Bühnenarbeiter bei Rock- und Jazz-Musikgruppen sowie beim Deutschen Staatstheater Temeswar. Parallel dazu Veröffentlichungen aufmüpfiger Texte in studentischen und anderen Zeitschriften. Viele Buchpublikationen. Einige Theaterstücke, u. a. Die Stadt der Lügenzwerge [die Inszenierung am Puppentheater Temeswar 1989 wurde nach kaum zehn Vorstellungen verboten] und Schöne Aussichten [die Inszenierung wurde kurz vor der Uraufführung abgesetzt]. Dezember 1989 bis Januar 1990 Mitglied des ersten Redaktionsteams der Tageszeitung „Temesvar“ nach dem Sturz des Diktators Nicolae Ceauşescu.
Lebt seit 1990 in Ludwigsburg. Literaturpreise, u. a. 2002 Preis des Rumänischen Schriftstellerverbandes und 2020 Andreas-Gryphius-Preis. 2021 wurde er mit dem Dorfschreiberpreis Katzendorf ausgezeichnet. Zuletzt auf Deutsch erschienen: Schöne Aussichten [2005], Die 53. Woche [2013], Bleierne Flügel [2017], Absolute Macht [2018] und Posledni sněh / Der letzte Schnee (sorbisch-deutsch). Kurzfilm Traumdiktat nach dem Gedicht Wer keinen blassen Schimmer hat, Poscimur Produktion [2004].
„Die 53. Woche“
Gedichte, aus dem Rumänischen übertragen von Gerhardt Csejka, Horst Fassel, Edith Konradt, Johann Lippet und Dieter Schlesak.edition monrepos. 133 Seiten; ISBN 978-3-86356-062-1; €[D]15,00
Absolute Macht. Roman(z)e(n) aus einem vertraulichen Tagebuch.Roman(ţ)e dintr-un jurnal discret. Deutsch-Rumänisch.Übersetzungen aus dem Rumänischen von Gerhardt Csejka, Horst Fassel, Edith Konradt, Johann Lippet, Horst Samson, Georg Scherg und Dieter Schlesak. Orpheus Reihe Band 9.394 Seiten, ISBN 978-3-86356-204-5, €[D]29,00
Posledni sněh / Der letzte Schnee. Basnje / serbsce-němsce. Gedichte / sorbisch-deutsch. Grafiki / Grafiken: Božena Nawka-Kunysz. Wudawaćel / Herausgeber: Benedikt Dyrlich. Serbske přebasnjenja z němčiny / Sorbische Nachdichtungen aus dem Deutschen: Benedikt Dyrlich [B. D.] und Dorothea Šołćina/Scholze [D. Š.]. Němske přebasnjenja z rumunšćiny / Deutsche Übersetzungen aus dem Rumänischen von Horst Fassel [H. F.], Edith Konradt [E. K.], Johann Lippet [J. L.], und Dieter Schlesak [D. S.]. Reihe Lyrik . Band 176, 153 Seiten, €[D]18,50
ISBN 978-3-86356-365-3
Karl Wolffs neuestes Buch „Von Tiflis nach Tbilissi. Reise zum Ursprung einer Sehnsucht“ ist im Pop-Verlag soeben erschienen. Wolff stellt sein Georgienbuch erstmalig am 4. März 2009 in Münster in der Stadtbücherei vor und liest mit anderen Autoren des Ludwigsburger Verlags auf der Leipziger Buchmesse.
In 83 Kapiteln öffnet sich die pralle, sinnliche Welt Georgiens und nimmt den Leser Seite um Seite mit auf eine Reise in das nach dem russisch-georgischen Augustkrieg schon fast wieder vergessene europäische Land im Südkaukasus. Wie es den Nachfahren Medeas, die dem Argonauten Jason zum Goldenen Vlies verhalf, heute geht und dem an den georgisch-
en Berg Kazbeg gefesselten Prometheus, erfuhr der von Land und Leuten verzauberte Autor, der als erster deutscher Schriftsteller als „Musa-Stipendiat“ des Ministerium für Bildung und Wissenschaft Georgiens drei Monate im Jahr 2007 das Land bereisten konnte, aus erster Hand. Das Ergebnis ist ein facettenreiches Kaleidoskop sprachlich geschliffener Texte aus dem Lande der „Rosenrevolutionäre“, ein authentisches, bestürzend aktuelles Probleme, Potentiale und Perspektiven. Ein Fragmentarium, ein Reisebericht der offenen Form , der virtuos mit Sprache und Textsorten spielt, der Ökonomisierung der Kultur den Kampf ansagt.
Karl Wolff hat viele georgische Frauen und Männer mit Rang und Namen und viele, die unter der Armutsgrenze leben müssen, kennengelernt. Er hat Freundschaften geschlossen, in ihrer Mitte gelebt und mit ihnen gegessen, getrunken und Hochzeit gefeiert, das Land in allen Richtungen der Windrose bereist. Mit Blick fürs Detail und analytischer Kenntnis für das Wesentliche der Geschichte, Kultur, Literatur, Psychologie, Philosophie und Religion ist „Von Tiflis nach Tbilissi “ ein Lesevergnügen, bei dem subtiler Humor und sarkastischer Spott über das allzu Menschliche nicht zu kurz kommen.
Das Buch „Von Tiflis nach Tbilissi“ leistet mehr als ein Reiseführer. Es weckt nicht nur die Sehnsucht, in dieses Land zu reisen und seine beachtlichen Sehenswürdigkeiten und Schönheit persönlich in Augenschein zu nehmen. Es zeigt Georgien von innen und seinen unschätzbaren Beitrag zur Kultur- und Mentalitätsgeschichte der Menschheit. Wolffs Gedicht-
band „ex oriente luxus. Infinitives aus Russland“ wird gegenwärtig in Moskau ins Russische übersetzt, das Georgienbuch in Tbilissi ins Georgische. Eine Liebeserklärung an Georgien, 250 Seiten lang. Drei aktuelle Kapitel hat Wolff, der gebürtige Schlesier und Republikflücht-
ling aus der DDR, bekennender Russlandfan, nach seinem Solidaritätsbesuch in Georgien und der Buchvorstellung in Tiflis im Goetheinstitut im September 2008 hinzugefügt: Einen Report über ein Flüchtlingslager, ein Gedicht über den verhängnisvollen langen Schatten Stalins im russisch-georgischen Verhältnis, und drei Reaktionen berühmter georgischer Schriftsteller, wie sie den Krieg erlebten. Bessik Adeischwili, der Nestor der georgischen Übersetzer, ein namhafter Dichter und Germanist, hat das Nachwort zum Buch geschrieben. Er zollt dem Autor „das höchste Lob“ und urteilt: „Karl Wolff hat ein wunderschönes Buch geschrieben.“
Wolfgang Schlott, *1941 in Suhl/Thür. Nach dem Abitur fünfjährige Berufstätigkeit. Im Anschluss daran Slawistik- und Anglistikstudium in Leipzig. 1971 nach längerem Gefängnisaufenthalt in Rumänien und der DDR wegen versuchter Republikflucht übersiedelte er in die BRD. Studium in Münster/Wf. und Konstanz mit Dissertation zur russischen Lyrik. Zahlreiche Forschungsarbeiten und Publikationen zur ost- und ostmitteleuropäischen Literatur und Kultur. Seit 1992 Professor für Neuere slawische Literatur- und Kulturgeschichte an der Universität Bremen.
Eigene literarische Werke in den Bereichen Lyrik, Dramatik und Prosa wie „Galaktisches Gewitter“ (2008), „Die Laubenpieper. Botschaften aus dem Garten Eden“ (2010), „Leben in Zeiten der Revolte“ (2012), „Poetische Reflexionen über Irland“ (2018). Künstlerisches und literarisches Feuilleton. Seit 2006 Präsident des Exil-P.E.N. deutschsprachiger Länder.
– „Heimat – gerettete Zunge. Visionen und Fiktionen deutschsprachiger Autoren aus Rumänien“, 2013, Eine literarische Begegnung. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Wolfgang Schlott. Horst Samson (Hrsg.), Ingmar Brantsch,Hans Bergel, Walter Engel,Ilse Hehn, Franz Heinz, Klaus Hensel, Franz Hodjak, Johann Lippet, Dieter Schlesak, Olivia Spiridon, Horst Samson, Peter Motzan, Gerhard Ortinau, Friedrich Schuller, Hellmut Seiler, Balthasar Waitz: Heimat – gerettete Zunge. Visionen und Fiktionen deutschsprachiger Autoren aus Rumänien. (UNIVERSITAS Sammlung) 373 S. ISBN: 978-3-86356-051-5, € [D] 25,– € [AT] 25,– SFr [CH] 35,-
Ursula Teicher-Maier studierte in Gießen Germanistik und Politikwissenschaften und arbeitete lange als Dozentin bei verschiedenen Institutionen. Außerdem schrieb sie Reiseartikel für Printmedien.
Heute lebt sie in und um Darmstadt. Hier ist sie vernetzt mit SchriftstellerInnen der südhessischen Literaturgruppe Poseidon und mit Bildenden KünstlerInnen und MusikerInnen der Darmstädter Kunstfabrik. Sie gründete die Frankfurter Lyrikgruppe ControVers und ist Mitglied des VS und der Europäischen Literaturvereinigung Kogge.
Viele ihrer Texte wurden von Małgorzata Płoszewska ins Polnische übersetzt. Für ihre Gedichte wurde sie u. a. mit dem Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis ausgezeichnet.
Mit Kühe und Locken drehen legt Ursula Teicher-Maier ihren ersten Prosaband vor.
Johanna ANDERKA, *1933 in Mährisch-Ostrau, Tschechoslowakei; seit 1950 in Ulm; freie Schriftstellerin; schreibt Lyrik, Kurzgeschichten und Erzählungen; veröffentlichte zuletzt „Silbenhaus“, „Zugeteilte Zeit“, „Namen geben den Zeichen“, Edition L. Hockenheim; Auszeichnungen u.a. Lenau-Preis, Hafiz-Preis, Sudetendeutscher Kulturpreis für Literatur, Ehrengabe zum Andreas-Gryphius-Preis, Inge-Czernik-Lyrikpreis, Pro-Arte-Medaille der Künstlergilde.
Arzu Alır*1973 in Patnos/Ağri in der Türkei. Sie studierte Bildungswissenschaften und unterrichtet in Ankara. Ihre Erzählungen und Gedichte wurden in zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht. Sie hat zwei Gedichtbände publiziert: „Yalnizlik Üsür“ (Einsamkeit friert), Kül-Sanat Publishing, „Şeytan Gül dalina dönerse“ (Wenn Satan sich zum Rosenzweig beugt), Everest Publishing. „Die Sehnsucht in Alırs Poesie spiegelt die Schönheit des Gewissens.“ (Pakize Barista)
In Ungarn geboren und aufgewachsen, kam Imre Török: als jugendlicher Flüchtling in die Bundesrepublik. Nach Erlernen der deutschen Sprache Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Tübingen, Schüler des Philosophen Ernst Bloch.
Berufliche Stationen: Dozent in der Erwachsenenbildung, Flüchtlingsarbeit, Ghostwriter, Journalist, Leiter eines städtischen Theaters, Dozent für Kreativität.
Seit 1990 lebt Imre Török als freiberuflicher Schriftsteller im Allgäu, zeitweilig in Berlin und in der Türkei.
Über zwanzig Buchveröffentlichungen: Romane, Kurzgeschichten, Sachbücher, Essays, moderne Märchen. Mitarbeit am Kinofilm „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ (nominiert für den Oscar 2006).
Leiter des Literaturprojekts „Worte gegen rechts“ seit 2011.
Bundesvorsitzender des Verbands deutscher Schriftsteller (VS) 2005 – 2015, Mitglied des PEN Zentrums Deutschland.
www.imre-toeroek.de
– Wanderer. Zwischenwelten.Mit 19 Zeichnungen von Libuše Schmidt. Prosa. Flexibler Einband mit Schutzumschlag, 334 Seiten; ISBN 978-3-86356-122-2; 21,90 €
– Die Königin von Ägypten in Berlin. Illustrationen: Emir Roda Alır. Prosa. Flexibler Einband mit Schutzumschlag, 298 Seiten; ISBN 978-3-86356-150-5; 20,00 €
Akazienskizze. Neue und alte Geschichten. Phantasieflüge
Dem Leser blättert sich eine Auswahl von ungefähr fünfzig Erzählungen, Kurzgeschichten und „Prosagedichten“ auf. Zum Teil kennt er einige der Erzählungen und Miniaturen schon aus Töröks anderen Büchern, doch ein guter Teil war bisher noch unveröffentlicht. Die Kritik rühmt ihn als „Meister verschiedener Tonlagen“, dem „Sprache Lebenselixier“ ist. Und tatsächlich, auch die bereits bekannten Stücke lesen sich in der neuen Zusammenstellung wieder frisch, spannend und unverbraucht.
Seine Phantasieflüge reichen bis zu den Sternen, von der Erde zum Himmel, sie schließen staunende und „philosophierende“ Ameisen und Glühwürmchen mit ein. Die Geschichten erzählen von Begegnungen in der Heimat und in der Fremde. Viele handeln vom Fremdsein, ein Thema, mit dem Török gut umgehen kann; denn er kam selbst als 14jähriger Flüchtling mit seiner Familie aus Ungarn.
Seine Wortspiele und Doppeldeutigkeiten sind leise-humorvoll und pointiert (z.B. „Über Herrn Fantas Tisch…“). Er hat viel Nachdenkenswertes zu sagen, trägt dabei nie dick auf, wenn er dem Leser einiges zum Thema Minderheit und Fremde, Vorurteile (z.B.. „Begegnung“) ins Herz schreibt.
Zu den Schwerpunkten gehören auch Freundschaft und Zivilcourage, mit zu den schönsten dieser Erzählungen gehören für mich die Märchen um die Ameise Horatius und das Glühwürmchen Luzius, die mit Humor und Wortwitz das Thema Minderheit in der Fremde beleuchten. Beiden Protagonisten hat Török in früheren Büchern mehrere Fortsetzungen gegönnt. Und einfach weitere „Märchen“, wundersam erzählt, die in anderen Welten spielen, umgedichtet und umgedeutet in die Brüche unserer Zeit (Dornrösia, „Der Ginökschorf“[Froschkönig] ).
In der Titelgeschichte geht es um das unbändige Verlangen nach Freiheit, Flucht und dem tragischen Ende. Der „Raben-Zyklus“ setzt sich aus mehreren unabhängigen Miniaturen zusammen – die doch wieder ein Ganzes ergeben – und darin meine Lieblingserzählung „Sanfter Hügel“, in der er an seinen Freund schreibt, nachspürt wo er sich jetzt befinden könnte. Über diese Sinnieren und Schreiben kommt ihm der Freund ganz nah, steht bereits hinter ihm.
Der Autor lässt auch Dichterkollegen aus Vergangenheit und Gegenwart zu Wort kommen: Nikolaus Lenau, im damaligen Ungarn geboren, ein ewig Reisender, der sich doch immer nach der Heimat sehnt. Mit ihm lässt Török einen Teil der ungarischen Geschichte an uns vorüberziehen. Mit dem Freiheitsdichter Christian Schubart lässt er uns anlässlich eines fiktiven Besuches des Studenten Wendel Ohnesorg einen Blick hinter die Kulissen der Geschichte nach den Türkenkriegen, Freiheitskriegen, Rückschlägen und visionären Ausflügen ins 3. Jahrtausend werfen. Zuneigung und freundschaftlicher Spott zeigen sich in der Erzählung „Umgebracht von Martin Walser“.
Trotz seiner realistisch-genauen Beobachtung schildert Török poetisch-anrührende Naturbeschreibungen, spielt mit erschreckenden und schönen Zukunftsvisionen. („Das Märchen von der tönenden Kugel“ – das Gegenstück zu Turmbau von Babel). Er spielt mit Worten und Bedeutungen (z. B. „Getürkt“ über seinen eigenen Namen, und über Bedeutungen ungarischer Wörter). Er beschreibt die Sehnsucht nach anderen Ländern (Ägypten – Afrika: „Utete – die Liebe zum Fluss“) mit deren Besonderheiten und Wunderlichkeiten. Humorvoll macht er sich aus tierischem Blickwinkel Gedanken über Menschen und die Spezies Dichter ins Besondere (Kanalstraße 4). Selbst Liebesgeschichten geraten ihm ironisch („Der Drucker“) Er denkt über sich selbst nach („Die Fahrt“), über sein erstes Gedicht, das er als 10jähriger in Ungarn schrieb und über die späteren Gedichte. Das alles mit leisem Schalk und Augenzwinkern.
Wer einmal das Glück hatte, Imre Török selbst seine Geschichten und Gedanken vortragen zu hören, wird es mit mir sehr bedauern, dass es immer noch keine Audio-CD von seinen Lesungen gibt. Da mischen sich Vortrag und Fabulierlust, der Hang zum Märchenhaften mit menschenfreundlicher Vision, das Nachdenken über den Mitmenschen und über sich selbst.
Ilse Hehn, deutsche Schriftstellerin und bildende Künstlerin. Vizepräsidentin des Internationalen Exil-P.E.N. Sektion deutschsprachige Länder. Geboren im Banat (Rumänien), studierte Ilse Hehn Bildende Kunst an der Universität West/Temeswar und war bis zu ihrer Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland 1992 als Gymnasiallehrerin für Kunst und Kunstgeschichte in Mediasch/Siebenbürgen tätig. Lebt heute in Ulm. Dozentin für Kunst.
Buchveröffentlichungen:
So weit der Weg nach Ninive (Gedichte, Kriterion Verlag, Bukarest 1973), Flußgebet und Gräserspiel (Gedichte, Facla Verlag, Temeswar 1976), Du machst es besser! (Kinderbuch, Ion Creanga Verlag, Bukarest 1978), Ferien – bunter Schmetterling (Kinderbuch, Kriterion Verlag, Bukarest 1978), Das Wort ist keine Münze (Gedichte, Kriterion Verlag, Bukarest 1988), In einer grauen Stadt (Gedichte, Hestia Verlag, Temeswar 1992), Die Affen von Nikko (Gedichte, rumänische Übersetzung: Constantin Gurau und Lucian Alexiu, Hestia Verlag, Temeswar 1992), Den Glanz abklopfen (Gedichte, Hess Verlag, Ulm 1998), Im Stein (Gedichte, Czernik Verlag, Hockenheim 2001), Lidlos (Gedichte, Holzer Verlag, Weiler im Allgäu 2003), Mein Rom – Wortbogen (Prosa, Esslinger Reihe 35, 2005), In zehn Minuten reisen wir ab (Prosa und Lyrik, mit Malerei, Collagen und Graphiken der Autorin, Cosmopolitan Art Verlag, Temeswar 2006), Randgebiet (Gedichte, mit Graphiken und Malerei der Autorin, zweisprachige Ausgabe japanisch und deutsch, japanische Übersetzung: Mieko Schröder, Cosmopolitan Art Verlag, Temeswar 2010), Kinder sind Künstler. Kreative Techniken für das Vorschulalter (Sachbuch Kunst, Steenberg Verlag, Ulm 2013), Heimat zum Anfassen oder: Das Gedächtnis der Dinge. Donauschwäbisches Erbe in Wort und Bild (Fotografien I. Hehn, literarische Texte Banater Autoren, Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2013), Irrlichter. Kopfpolizei Securitate (Gedichte, mit Collagen, Malerei und Graphiken der Autorin, bilinguale Ausgabe deutsch und rumänisch, rumänische Übersetzung: Marlen Nergrescu Heckmann, Gerhard Hess Verlag Bad Schussenried 2013), Das Ulmer Münster in Wort und Bild (Fotografien I. Hehn, Text R. M. Rilke, Gerhard Hess Verlag Bad Schussenried 2013).
Für ihr literarisches Werk wurde Ilse Hehn, deren Gedichte ins Japanische, Französische, Englische, Rumänische, Russische, Serbische und Ungarische übersetzt wurden, in Deutschland und Rumänien mehrfach ausgezeichnet, 2014 wurde ihr vom Rumänischen Schriftstellerverband Timisoara der Literaturpreis für Lyrik verliehen.
Ilse Hehn: „Tage Ost – West“
Gedichte und Überschreibungen
Pop Lyrik
106 Seiten, 17,80 Euro
ISBN 978-3-86356-104-8
Stimmen:
Ilse Hehns Bekenntnis „Mein Land kommt als Überraschung von Osten her“ lässt die Dinge und Stimmungsbilder ihrer Gedichte besser erklären: die Heimat, das Land, die Stadt, die Jahreszeit, den Fluss, das Delta, die Fremde. Vertraute Orte, Plätze, Bilder und Menschen begleiten die aus dem Banat stammende Dichterin und Künstlerin auf ihrer literarischen Reise in den Gedichten über ihre Urheimat Rumänien nach Ulm, wo sie lebt, und in die Fremde, die zum Fluchtpunkt wird. In ihren sogenannten „Überschreibungen“ durchkreuzt die Schrift das fotografische Bild und unterstreicht somit die Interaktion zwischen Schrift und Bild und lässt den Leser teilnehmen an diesem „weiten Gefühl dieses Spiels, da wir zurückfallen in uns und staunen“. Von „kleinen Fernen“ zu großen Bildern faszinieren die bunten, anregenden Gedicht- und Bild-Streifzüge der vielfach ausgezeichneten Dichterin und Künstlerin Ilse Hehn. Katharina Kilzer
Die im Pop Verlag erschienenen Büchern sind als Beiträge in den jeweiligen Kategorien zu finden.
Wählen Sie aus der Liste der Kategorien „Erscheinungjahr 2017„, werden sämtliche Neuerscheinungen dieses Jahres gelistet. Bei „Deutsche Literatur“ erhalten Sie einen Überblick der Werke deutscher Autorinnen und Autoren. Die Kategorie „Kaukasische Bibliothek“ stellt alle bislang erschienenen Bücher dieser Reihe vor.
Gesamtverzeichnis aller lieferbaren Bücher, nach Titel sortiert: Beispieleinträge, Gesamtverzeichnis wird in den kommenden Wochen erstellt!
Poesie/poésie Zeitgenössische Dichtung aus Frankreich und Deutschland – Josiane Alfonsi, Gérard Blua, Yves Broussard, Volker Demuth, Rodica Draghincescu, Werner Dürrson, Gilbert Fels, Abdelmadjid Kaouah, Carmen Kotarski, Jacques Lovichi, Marcel Migozzi, François Montmaneix, Hasan Özdemir, José F.A. Oliver, Walle Sayer. Klaus F. Schneider, Hellmut Seiler, Dominique Sorrente, Susanne Stephan, Frédéric Jacques Temple, Jean-Max Tixier, André Ughetto, Jean-Claude Villain.
Reihe EPIK, Bd. 35.ISBN: 978-3-86356-021-8, 100 Seiten, €[D] 10,50
Zum Buch:
Die zwölfjährige Waise Rika wächst nach ihrer Adoption in einer Apothekerfamilie auf, wird von ihrer Adoptivmutter streng erzogen.
Als Rika im beginnenden Erwachsenalter ihre erste große Liebe mit dem Arzt André findet, beginnt für Rika und André eine Zeit großer Leidenschaft, die sie beide aber vor unlösbare Probleme stellt.
Schließlich leben die Liebenden getrennt auf verschiedenen Kontinenten, sie erinnern sich voller Sehnsucht vergangener, glücklicher Tage.
Auf die Hoffnung, irgendwann sich wiederzufinden, gibt erst die Zeit nach langen Jahren eine Antwort.
Ist Liebe nur Ausdruck emotionaler Gefühle, einer vorübergehenden Leidenschaft? Oder ist sie fähig, einen beständigen Impuls im Leben zu geben und den Grundstein für eine innere Verbundenheit über Zeit und Raum hinweg zu legen?
Welche Art von Freundschaft ist bereit, Entsagung und Opfer auf sich zu nehmen?
Diesen sich selbst gestellten Fragen geht die Autorin in ihrer Novelle nach.
Nicht allein die eigene Persönlichkeit, die aufrichtige Bereitschaft zu einem starken Willen und Glauben, sondern auch die Ausdauer in ihrer darüber hinweg rollenden Zeit zeugen von Liebe und Freundschaft.
Lektoriert hat das Buch die Schriftstellerin und Lyrikerin Daniela Danz.
Gerti Michaelis Rahr, geboren als Gerti Michaelis 1921 in Stettin, erlebte als Künstlerin die Schreckensherrschaft der Hitler-Diktatur und war eine Kritikerin des Regimes. Aus Berlin wurde sie 1945 in ein Internierungslager bei Moskau verschleppt. Von dort führte der Weg nach Ungarn. Sie kehrte 1963 nach Deutschland zurück.
Ihre erfolgreiche künstlerische Karriere beginnt Anfang der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Mit Leidenschaft übt sie ihren tänzerischen und gesanglichen Beruf aus. Schon als 19-Jährige ist sie eine gefeierte Balletttänzerin und Sängerin auf der Bühne des Nationaltheaters Weimar.
Mit ihrer regimekritischen Haltung riskiert sie, verhaftet zu werden. Neben ihrer künstlerischen Laufbahn werden die Jahre während der Hitler-Diktatur prägend führ ihr ganzes Leben, darunter die Begegnung mit dem berüchtigten Lagerarzt Waldemar Hoven des Konzentrationslagers Buchenwald, ihr Zwangseinsatz in einer Munitionsfabrik, die grauenvolle Zeit in Dresden am Tag nach dem Bombardement der Stadt und schließlich die letzten Kriegswochen in Berlin.
Der ungarische Diplomat Andreas Török von Szendrő versucht mit seiner Liebe zu der jungen Künstlerin Gerti Michaelis, sie vor unheilvollen Geschehnissen und den Widerwärtigkeiten in den Kriegswirren soweit es geht zu bewahren. Es kommt 1945 trotzdem zur Verschleppung in sowjetische Gefangenschaft und zum anschließenden Zwangsaufenthalt hinter dem „Eisernen Vorhang“, in dem ihr zunächst fremden Ungarn. Sie wird dort sogar des Landesverrats verdächtigt und erlebt zusammen mit ihrem ungarischen Ehemann den Volksaufstand 1956 und seine Niederschlagung.
Der Tanz bleibt trotzdem weiter die Bestimmung ihres Lebens; sie wird diplomierte Ballettmeisterin und bildet den talentierten ungarischen Ballett-Nachwuchs aus. Ihr starker Lebenswille und ihr Mut lassen sie drei Diktaturen überleben.
Nach achtzehn Jahren gelingt es ihr, in ihre Heimat zurückzukehren.
Heute lebt Gerti Michaelis Rahr in Leutkirch im Allgäu. Sie ist die Mutter des Schriftstellers Imre Török. Ihr Buch Der Vorhang fiel. Lebenswege einer Künstlerin durch drei Diktaturen. Zeitzeugin eines Jahrhunderts, ist letztlich ein versöhnender Rückblick ohne Groll im Herzen. Die dunklen Seiten der Vergangenheit, aber auch viele glückliche Erinnerungen und ihre stete Sehnsucht nach Freiheit finden immer wieder Ausdruck in ihrer spannenden Lebensgeschichte auf dem verhängnisvollen historischen Hintergrund des 20. Jahrhunderts. Zudem hat Gerti Michaelis Rahr die Novelle Unverhofft (Pop Verlag. 2011) publiziert.
Oft waren es Zufälle oder eine Art von Fügung, welche mich führten, aber letztlich auch unbeschadet Elend, Schrecken und Erniedrigung überstehen ließen. Ebenso oft halfen mir Lebenswille und Mut, an den grauenvollen Tagen in Dresden oder Berlin der letzten Kriegswochen, an der Verschleppung ins sowjetische Internierungslager, an den Jahren hinter dem „Eisernen Vorhang“ in Ungarn nicht zu zerbrechen.
Stets half mir meine tiefe Liebe zur Heimat, worunter ich heute nicht mehr ein Nationalland allein verstehe.
Nachkommenden Generationen möge man nicht nur Geschichtszahlen über das vergangene 20. Jahrhundert vermitteln, sondern auch die hinter Zahlen und Fakten verborgenen menschlichen Tragödien dieser Epoche nahe bringen. Heute leben wir in Europa in Freiheit, und ich fühle mich befreit von den dunklen Seiten der Erinnerungen durch das geschriebene Wort.
Gerti Michaelis Rahr
Wer Gerti Michaelis Rahr heute fragt, wie sie ihren Lebensweg beschreiben würde, dem antwortet die 97-jährige: „Bunt!“
Was zweifellos stimmt, aber auch wie eine Untertreibung klingt. Denn die Farb- palette ihres Lebens, um im Bild zu bleiben, war so facettenreich wie die so vieler Menschen, die im Zweiten Weltkrieg und davor heranwuchsen. Gleichfalls war auch bei ihr die Kolorierung oft grau und pechschwarz. Dazu kamen die Klänge ihres Lebens. Der Applaus auf der Bühne als Tänzerin, die Detonationen der Fliegerbomben oder auch die berührende Stille der ungarischen Puszta im späteren Kommunismus.
„Ja, mein Leben war bunt“, wiederholt Gerti Michaelis Rahr, die heute im Allgäu lebt.
Auch in ihrem hohen Alter bewohnt sie selbständig eine Wohnung, wo sie dem Gast von ihrem ungewöhnlichen Werde- gang erzählt, der sie durch drei Diktaturen führte. Und über den sie heute sagt: „Der Kriegsausbruch am 1. September 1939 war die Ursache, dass sich mein ganzes Leben völlig anders entwickelt hat, als ich es wollte.“
Die vielen Jahre haben aus ihr einen nachdenklichen Menschen gemacht:
„Wer Hass sät, darf nicht in der aufkeimenden Saat Liebe erwarten.“
„Keine Schuld ist auslöschbar, aber das Verzeihen ist manchmal leichter als das Vergessen, denn Wunden heilen lang- samer, als sie geschlagen werden.“
Schwäbische Zeitung,
aus „Sehnsucht nach Freiheit.
Wie die 97-jährige Gerti Michaelis Rahr aus Leutkirch drei Diktaturen überlebte“, von Dirk Grupe.
Dies ist ein äußerst spannendes Buch von einer Frau, die sich aufgrund von politischen Unwägbarkeiten nicht unterkriegen ließ, sich selbst treu blieb, ihre Mitmenschlichkeit nicht verleugnete und sich nicht an Unrechts- regime anpasste, jedoch durch sie erfahren hat, wie inhuman Menschen sein können, wenn man ihnen Macht gibt.
Sehr empfehlenswert.
Helga König, Journalistin
Diese Lebenserinnerungen sind ein
authentisches Dokument der Zeitge- schichte, sie beinhalten historische Fakten und zutiefst persönliche Betrachtungen.
Rückblick auf ein langes Leben seit 1921, das auch und gerade gegenwärtig eindringlich bewusst macht, wie unmenschlich diktatorische Regime zu allen Zeiten sind.
Viel Trost und Mut spenden die gelebte Kunst, der Tanz und die Empathie, mit der eine lebensbejahende Frau selbst in düstersten Jahren ihren Mitmenschen begegnet, um Freude und Schönheit zu vermitteln.
Der aus künstlerischer Haltung genährte Widerstandsgeist wird trotz des erlittenen Schicksals in drei verschiedenen Diktaturen zum prägenden, ermutigenden Lebensinhalt.
Imre Török, Schriftsteller
(Sohn von Gerti Michaelis Rahr)
„Jetzt, im hohen Alter, befällt mich eine nahezu verstiegene Sehnsucht nach Menschenkindern, die nicht mehr sind. Nach den Mädchen, die einst begreifbar waren bis in die Fingerspitzen der Seele und durch ihren Tod unbegreiflich geworden sind … Ich lerne, die regungslosen Erinnerungen zu erwecken, die abgebrochenen Geschehnisse weiterzuführen. Es gelingt, verblichene Gestalten wachzurufen, so dass ihre Gegenwart weh tut zwischen Gedächtnis und Phantasie.“
Denke ich heute zurück, während ich das Einstige beschwöre: Da- mals, in den jungen Jahren – mein Gott, wie denn auch? –, hatte noch kein totes Mädchen das Gemüt verstört. Aber Rainer Maria Rilke berührte zu früher Stunde unser Gemüt, wenn noch nicht als Schlußstück: „Der Tod ist groß. / Wir sind die Seinen / lachenden Munds. / Wenn wir uns mitten im Leben meinen, / wagt er zu wei-
nen / mitten in uns.“
Es fällt mir auf: Erzählt wird manches, was schon früher festgeschrieben ist. Dieselben Namen spazieren durch die verschiedenen Bücher.
Weshalb ich auf bereits Bekanntes zurückgreife? Der Gedächtnis- roman. Im Gegensatz zum Erin- nerungsroman.
Denkbar so: Da wäre die Omni- präsenz meiner Biografie in allem, was ich schreibe. Die Biografie, die sich bei aller Modellierbarkeit des Textes an Fixpunkte halten muss. Doch jedes Mal neu ist der Kontext.
Die Frage, die den Schreibenden wie die Lesenden immer wieder umtreibt: Was ist ersonnen, was ist Tatsache in dem Text? Wann und wo und wie decken sich Erdichtetes und Erinnerung? Die lila Maske vor dem Gesicht: durchscheinend? Ich meine, dass es in jeder Geschichte einen Angelpunkt geben muss, wo sich erinnerte Wahrheit und wahre Geschichte in den Armen liegen.
Zu bedenken wäre: „Tief ist der Brunnen der Vergangenheit!“
Und als Nächstes: Warum diese Geschichte zu später Lebensstun-
de? Warum jetzt, was seit Langem in der Luft lag als klagendes Gedächtnis: die toten Mädchen vor der Zeit, vor meiner Zeit. Ja, warum?
Zwei Buben fahren mit den Rädern von einem Dorf ins andere. Eine Begebenheit, die Jahrzehnte zurückliegt. Die Fahrt? Eigentlich ein Schüleraufsatz. Der mit der lächerlichen Überschrift Der Hampel- mann begonnen und sich zum makabren Totengeleit geweitet hat.
Denn was mir während des Schrei- bens beklemmend auffällt, ist, dass sich diese Fahrt nicht nur aufrollt als eine Episode entlang der endlosen Baumreihen auf einer Landstraße, sondern dass sie vorbeiführt an Grabsteinen verstummter Namen – irgendwo, nirgendwo.
Dies Nirgendwo ist im Laufe des Lebens zu einer Zeichenkette angewachsen, besteckt mit nahen Na- men. Die sich verflüchtigten, oft Jahrzehnte ungenannt blieben. Bis sie in einer Todesnachricht wiederkehrten, oft als Fama. Und ich erlebe es in ratloser Wehmut, dass diese elysäischen Wesen einer frühen Entflammtheit bereits tot sind, vor mir tot sind. Während des Schreibens erscheinen immer an- dere Namen von „nicht mehr – nie mehr“. Es gibt kein letztes geliebtes Wesen. Nur vorletzte Geschöpfe der Schattenspiele …
„draußen ist die Welt mit ihrem Gleißen eine Nähe,
die sich ständig entfernt,
und weil sie alles enthält, von dem wir glauben,
dass es als Welt in der Welt vorhanden sein müsste,
hat niemand mehr in ihr Platz,
am allerwenigsten ein blinder Passagier des Schicksals …“
„… und du begreifst,
dass du nie irgendwohin fortgegangen
und nie irgendwo angekommen bist,
denn das Exil ist eine Verlängerung
des ständigen Zögerns
mit etwas lächerlich Schmerzhaftem
als ultimative Botschaft – ein Kind,
das vor dir auf dem Weg Grimassen schneidet
und dir ins unbekannte Dorf voraushüpft
es gibt kein anderes Dorf,
in dem du länger wohnen könntest,
als du bisher dir selbst fern warst“ Dinu Flamand
„Schreiben, also die Poesie leben, ist eine seltsame Erfahrung, die Intensität offenbart – ein anderes Wort für Gefühl. Manchmal ist das Material schlecht und verhöhnt das Kriterium der Vielfalt, das unserer Epoche so lieb und teuer ist. Aber die Intensität sollte immer maximal sein, unerträglich, eine Spitze im Diagramm des Flachreliefs unseres Lebens … Und jedes Mal, wenn sie groß ist, wird es eine heftige Offenbarung, eine halluzinatorische Klarheit. Schreiben schließt unser Inneres mit ein, die Essenz unseres Seins beginnt mit dem Inneren. Aber die Annäherung – durch oder für einen Text – ist eine Art unerwartetes Geschenk von außen, von einer privilegierten Position aus. Man sieht sich selbst den Text führen und sieht, wie man durch ihn geführt wird … Man arbeitet nicht im direkten Einklang mit der Realität. Unsere Intelligenz und unsere Seele elaborieren intensiv jene Momente der Synthese von Erfahrungen und Möglichkeiten, um auf eine Frage zu antworten: Wie soll man leben auf der Welt? Der Poesie muss eine dichterische Erkenntnis vorausgehen. Um dorthin zu gelangen, ist die Erfahrung eines Lebens nicht genug … Heutzutage käuen alle Ziegen poetisches Heu wider. Und in der mechanischen Wiedergabe von Gemeinplätzen begreift man die Poesie wie einen verschwommenen Spiegel, der die Welt einfängt, reduziert auf ihren ornamentalen Aspekt. Eigentlich empfängt man
die Poesie niemals wie ein Objekt, man geht auf sie zu, man sucht und provoziert sie. In Momenten von seltener und scheuer Schönheit zeigt sie sich, manchmal, unter einem funkelnden Symbol. Solch ein Spatz näherte sich dem Dichter Vladimir Holan auf einer Bahnstation, als er sein Bündel öffnete, um den Proviant herauszuholen. Und der Dichter verstand, dass dieser Vogel ein Botschafter des Todes ist.“ Dinu Flamand im Interview mit Levure littéraire (2015)
„Jedes Gedicht bleibt, wenn es wahrhaftig ist, ein Mysterium“, hielt Pierre Jean Jouve fest … Ja, liebe Leser, Sie müssen auch mit der Lyrik von Dinu Flamand so verfahren wie mit jeder echten Poesie (also jener, die ohne Zierrat die Komplexität des Lebens umarmt): Sie müssen auf sie zugehen, sie willkommen heißen, in sie eindringen und sich in ihr verlieren, wenn Sie ihren Botschaften auf die Spur kommen wollen … Sie präsentiert unentwegt, gleich einem Mal auf der Stirn, die Wunden und Narben, die das Leben uns hinterlässt, weil wir es schuldhaft zu sehr lieben und zu sehr wünschen, dass es die Versprechen einlöst, die es uns in der Kindheit gab, als es uns die ganze Welt als Geschenk verhieß … Dinu Flamand ist sehr wohl bewusst, dass dichten auch bedeutet, „das Mark des Schreis aufzusaugen“. Um welchen Schrei es dabei geht? Jenen von Edvard Munch sicherlich, den metaphysischen Angstschrei angesichts der unbarmherzigen Gewalt der Fakten: der Fakten der Existenz, der Fakten der Geschichte … Das alles wird begleitet von der Sehnsucht und dem Schönheitsempfinden angesichts des vollkommenen Glücks, mit dem die Sonne wärmt und die Ähren wachsen. Diese Übereinstimmung kann nicht aufgelöst werden, sie ist ontologisch … Tatsache ist, dass wir unmögliche Wesen sind – eine Unmöglichkeit, der wir uns Tag für Tag ausgesetzt sehen: Wir leben mit dem Tod in uns, mit der Zeit, die uns zermahlt, so wie wir auch zwischen den Motten leben, „die Löcher in die Landschaft fressen“. Ich kenne kein anderes Bild, das diese Wahrheit präziser und radikaler wiedergeben würde, als eines von denen, die unser Dichter dafür gefunden hat: Wir leben „mit dem aufgewickelten Bandwurm der Zeit in den Eingeweiden“. Jean-Pierre Siméon
Lieferbare Titel vonDinu Flamand: Zwischenfrost / Frigul intermediar. Gedichte. Deutsch / Rumänisch. Aus dem Rumänischen von Edith Konradt. Reihe Lyrik Bd. 144, 273 S., ISBN 978-3-86356-299-1, €[D]19,50
vom atmen der steine, Gedichte. Mit sechs Zeichnungen von Frank Joachim Grossmann und einem Nachwort von Dr. Toni Bernhart. (LYRIK- Sammlung) 109 Seiten, ISBN: 978-3-937139-27-3. € [D]14,20
Tu es, fang an, und die Welt wird sich ändern! Gedanken von Petra Kelly und Seiner Heiligkeit, dem XIV. Dalai Lama.; 64 Seiten, 21,0 × 21,0 cm; Hrsg. Uli Rothfuss für die Grace-P.-Kelly-Vereinigung zur Unterstützung krebs- kranker Kinder und ihrer Familien. ISBN: 978-3-937139-61-6, € [D] 8,00
Tannenmörder.Erzählung. Mit zwölf Zeichnungen von Dorothea Fleiss (EPIK- Sammlung); 46 Seiten, ISBN: 978-3-86356-002-7. € [D]10,00.
Bist du der Elch? Auf der Spur des Glücks. Ty si ten los? Po stopách šťastia. (Deutsch / Slowakisch) Aus dem Deutschen von Máriaková Bieli. ISBN: 978-3-86356-006-5. Eine Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Geisteswissenschaften der Matei-Bel-Universität Banska Bystrica, Slowakische Republik. € [D] 8,00
trinken dich. und worte neu erfinden. liebesgedichte 2006-2016. mit achtzehn Zeichnungen von Tuğba Şimşek, einem Vorwort von Nevfel Cumart und einem Nachwort des Autors zur Poetik seiner lyrischen Arbeit. Gedichte.Pop Lyrik. ISBN: 978-3-86356-160-4, 184 Seiten, € [D]19,90
Steffi Chotiwari-Jünger wurde 1952 in Leipzig geboren. Russisch-Georgisch-Tadshikischstudium an der Berliner Humboldt-Universität. Forschungsstudium in Berlin und Tbilissi. Promotion 1979 über den georgischen Schriftsteller Konstantine Gamsachurdia. 1994 Habilitation zum historischen Roman (Die Entwicklung des georgischen historischen Romans, 1993). Oberassistentin an der Berliner Humboldt-Universität.
Bücher: „Georgier in Berlin“ 1999, „Die Literaturen der Völker Kaukasiens“ 2003, „Georgische Verbtabellen“, 2010. Deutsche Herausgeberin der wissenschaftlichen Zeitschrift „Georgica“ (Fachzeitschrift für Kultur, Sprache und Geschichte Georgiens und Kaukasiens, 2006 bis 2012, in Zusammenarbeit mit georgischen Wissenschaftlern).
Publikationen zu Dshawachischwili, Gamsachurdia, Tschiladse, Abaschidse, Amiredshibi u. a., zur Rezeption der kaukasischen Literaturen in deutschsprachigen Ländern. Rezensionen und Artikel zur kaukasischen Literatur in Lexika: Lexikon der Weltliteratur 2004, Brockhaus 2006 und Kindlers Literaturlexikon 2009.
Herausgabe georgischer und kaukasischer Literatur: z. B. „Der ferne weiße Gipfel“, georg. Erzählungen, 1984; Micheil Dshawachischwili 1986, 1991; Schota Rustaweli, 2005, 2011, „Georgische Autorinnen aus 11 Jahrhunderten“ 2014, „Winzige Freunde“ (vier georg. Märchen und eine Geschichte von N. Lomouri), „Georgische Kurzgeschichten“ 2017.
Buch-Übersetzungen aus dem Georgischen: Dato Barbakadse 2007, 2008, 2010, 2012, Esma Oniani, 2014, Aleksandre Kasbegi, 2014, Micheil Dshawachischwili 2014, 2018, Ekaterine Gabaschwili 2015, Tschola Lomtatidse, 2015. Weitere Buch-Übersetzungen („Sehnsucht nach der Heimat“- Lakische Prosa, 2013, Abasinische Prosa, 2014, Lesgische Prosa 2020).
Mehr auf der Website:
http://www.kaukasische-literaturen.jimdo.com
Winzige Freunde. Vier georgische Märchen und eine Geschichte von Niko Lomouri für die jüngsten Leser ausgewählt und übersetzt von Steffi Chotiwari-Jünger und Artschil Chotiwari. Illustrationen: Mariam Papuaschwili, Kaukasische Bibliothek Band 14. Kids Reihe. 161 Seiten, ISBN: 978-3-86356-162-8, 19,90€
Awarische Prosa. Märchen, Erzählungen und Miniaturen. Konzeption und Übersetzungen aus dem Awarischen von Steffi Chotiwari-Jünger und Patimat Sagitowa. Kaukasische Bibliothek Band 17 (Dagestan). Reihe Epik Bd. 122, ISBN: 978-3-86356-171-0; 300 Seiten, €[D] 21,00
Uli Rothfuss, geb. 1961 in Ebershardt/Schwarzwald, lebt in Calw/Schwarzwald und Stein/Mittelfranken. Schriftsteller und Professor für Kulturwissenschaften, 2007-2013. Rektor der staatlich anerkannten IB-Hochschule Berlin. Ab 2013 leitet er als Akademierektor die Akademie Faber-Castell und das dort durchgeführte Hochschulprogramm Design, außerdem hat er das Weiterbildungsstudium Literarisches Schreiben und Kulturjournalismus aufgebaut. Mehr als 20 Buchveröffentlichungen, Vorsitzender der Europäischen Autorenvereinigung Die KOGGE, Mitglied im Internationalen PEN und des Institut International des Droits de l’Homme (IIDH), Strasbourg; korrespondierendes Mitglied der Académie Européenne des Sciences, Arts et Lettres, Paris. Einer der Vorfahren von Uli Rothfuss ist Elias Sprengerus, ehemaliger evangelischer Abt der Klosters Hirsau zwischen 1663 und 1665. Uli Rothfuss entstammt einer Familie von mehreren Generationen an Theologen und Akademikern auf der einen, von Bürgermeistern auf der anderen Seite. Direkte Vorfahren von Uli Rothfuss sind Elias Sprengerus, ehemaliger evangelischer Abt des Klosters Hirsau zwischen 1663 und 1665, Prof. musices an der Universität Tübingen und Fürstlicher Rat beim Herzoglichen Hof Stuttgart, sowie der Vater dessen Frau, Johann Georg Sigwart, Theologieprofessor und drei Mal Rektor der Universität Tübingen ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts. www.uli-rothfuss.de
Lieferbare Titel von Uli Rothfuss:
vom atmen der steine, Gedichte. Mit sechs Zeichnungen von Frank Joachim Grossmann und einem Nachwort von Dr. Toni Bernhart. (LYRIK- Sammlung) 109 Seiten, ISBN: 978-3-937139-27-3. € [D]14,20
Tu es, fang an, und die Welt wird sich ändern! Gedanken von Petra Kelly und Seiner Heiligkeit, dem XIV. Dalai Lama.; 64 Seiten, 21,0 × 21,0 cm; Hrsg. Uli Rothfuss für die Grace-P.-Kelly-Vereinigung zur Unterstützung krebs- kranker Kinder und ihrer Familien. ISBN: 978-3-937139-61-6, € [D] 8,00
Tannenmörder.Erzählung. Mit zwölf Zeichnungen von Dorothea Fleiss (EPIK- Sammlung); 46 Seiten, ISBN: 978-3-86356-002-7. € [D]10,00.
Bist du der Elch? Auf der Spur des Glücks. Ty si ten los? Po stopách šťastia. (Deutsch / Slowakisch) Aus dem Deutschen von Máriaková Bieli. ISBN: 978-3-86356-006-5. Eine Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Geisteswissenschaften der Matei-Bel-Universität Banska Bystrica, Slowakische Republik. € [D] 8,00
FRANZ HODJAK
Geb. am 27. September 1944 in Hermannstadt/Sibiu, Studium der Germanistik und Rumänistik (1965–1970), Lektor der deutschsprachigen Abteilung des Dacia Verlags in Klausenburg/Cluj, Ausreise 1992 in die Bundesrepublik Deutschland, freischaffender Autor in Usingen.
Veröffentlichungen: Brachland. Gedichte. Klausenburg: Dacia 1970, Spielräume. Gedichte & Einfälle. Bukarest: Kriterion 1974, Offene Briefe. Gedichte. Bukarest: Kriterion 1976, Das Maß der Köpfe. Halbphantastische Texte. Bukarest: Kriterion 1978, Die humoristischen Katzen. Bukarest: Ion Creangă 1979, Mit Polly Knall spricht man über selbstverständliche Dinge, als wären sie selbstverständlich. Gedichte. Bukarest: Kriterion 1979, Flieder im Ohr. Gedichte. Bukarest: Kriterion 1983, An einem Ecktisch. Prosa. Bukarest: Kriterion 1984, Der Hund Joho. Bukarest: Ion Creangǎ 1985, Augenlicht. Gedichte. Bukarest: Kriterion 1986, Fridolin schlüpft aus dem Ei. Gedichte für Kinder. Bukarest: Ion Creangǎ 1986, Friedliche Runde. Prosa. Bukarest: Kriterion 1987, Luftveränderung. Gedichte. Bukarest: Kriterion 1988, Sehnsucht nach Feigenschnaps. Ausgewählte Gedichte. Berlin/Weimar: Aufbau 1988, Siebenbürgische Sprechübung. Gedichte. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990, Sonderangebot. Bukarest: Kriterion 1992, Franz, Geschichtensammler. Ein Monodrama. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1992, Landverlust. Gedichte. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1993, Zahltag. Erzählungen. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1991, Grenzsteine. Roman. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1995, Ankunft Konjunktiv. Gedichte. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997, Der Sängerstreit. Roman. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2000, Ein Koffer voll Sand. Roman. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003, Was wäre schon ein Unglück ohne Worte. Aphorismen, Notate. Leipzig: Edition Erata 2006, Die Faszination eines Tages, den es nicht gibt. Gedichte. Weilerswist: Liebe 2008, Der, der wir sein möchten ist schon vergeben. Aphorismen, Notate & ein Essay. Fernwald: Litblockin 2013, Der Gedanke, mich zu entführen, bot sich an. Gedichte. Dresden: Typostudio Schumacher-Gebler 2013, Der, an den wir uns erinnern, waren wir nie. Aphorismen. Dresden: Typostudio Schumacher-Gebler 2017.
Preis des rumänischen Schriftstellerverbandes (1976, 1984), Stadtschreiberstipendium der Stadt Mannheim (1982), den Georg-Maurer-Preis der Stadt Leipzig (1990), den Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt (1990), Literatur-Förderpreis des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie (1991), Gryphius Ehrenpreis (1992), Frankfurter Poetikvorlesung 1993 gemeinsam mit Klaus Hensel, Franz Hodjak und Werner Söllner, Nikolaus-Lenau-Preis der Künstlergilde Esslingen (1996), Hesse-Stipendium der Stadt Calw (1998), Stadtschreiber-Stipendium der Stadt Dresden (2002), Kester-Haeusler-Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung (2005), Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturpreis (2013).
Horst Samson (Hrsg.), Ingmar Brantsch,Hans Bergel, Walter Engel,Ilse Hehn, Franz Heinz, Klaus Hensel, Franz Hodjak, Johann Lippet, Dieter Schlesak, Olivia Spiridon, Horst Samson, Peter Motzan, Gerhard Ortinau, Friedrich Schuller, Hellmut Seiler, Balthasar Waitz: Heimat – gerettete Zunge. Visionen und Fiktionen deutschsprachiger Autoren aus Rumänien. Eine literarische Begegnung. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Wolfgang Schlott. (UNIVERSITAS Sammlung) 373 S. ISBN: 978-3-86356-051-5, € [D] 25,– € [AT] 25,– SFr [CH] 35,-
HEIMAT- GERETTETE ZUNGE.
Die rumäniendeutsche Literatur
in der Bundesrepublik Deutschland
Der heimatliche Zungenschlag
Zunge, gerettete Heimat, ach dieser Noten- Salat! Gedämpft, eine heimatliche Karte Der erinnerten Düfte: Lorbeer, aber weit Unter der Stirn; zwiebelgleich entfaltet
Der Maghreb seine Lauchnote … (Hellmut Seiler)
Mehr als zwanzig Jahre nach der letzten Ausreisewelle der deutsch schreibenden und publizierenden Autoren aus Siebenbürgen, dem Banat und Bukarest drängt sich eine Reihe von Fragen auf, die in der Zwischenzeit von der rumäniendeutschen Germanistik unter unterschiedlichen Aspekten aufgeworfen worden sind. Es handelt sich dabei auch um den Zusammenhang zwischen literarischem Erbe, Bewahrung kultureller Traditionen, historischer Aufarbeitung von politischer Verfolgung und ideologischen Irrwegen, Beurteilung ästhetischer Verfahren und die Rezeption einer „randständigen“ Literatur im bundesdeutschen Literaturbetrieb. Einige dieser Themen sind in den 1990-er und in den 2010-er Jahren auf wissenschaftlichen Tagungen in Deutschland und in Rumänien bereits erörtert worden. Parallel zu diesen Veranstaltungen trafen sich die aus ihrer ehemaligen Heimat stammenden Schriftsteller mit den wenigen in Rumänien verbliebenen Autoren zu Lesungen und Diskussionen im Banat und in Siebenbürgen, aber auch im Rahmen von Lesungen der germanistischen Fakultät an der Universität in Bukarest.
Die vom 16.-18. November 2012 in die Tagungsstätte „Heiligenhof“ (Bad Kissingen) eingeladenen Literaten und Literaturwissenschaftler sollten sich, angeregt von den Veranstaltern, einer von diesen – oben genannten Unternehmungen – abweichenden Fragestellung widmen. Unter dem Thema „Heimat – gerettete Zunge. Die rumäniendeutsche Literatur in der Bundesrepublik Deutschland“ hatten die renommierten Vertreter der schreibenden Zunft aus den Bereichen Prosa, Lyrik, Dramatik und Essayistik die Aufgabe, aus ihren Texten zu lesen und sich anschließend den Fragen der Moderatoren und des Publikums zu stellen. Gemeinsam mit zwei vom Exil-P.E.N. eingeladenen Vertretern der Banater Literaturszene sollte auf dieser Tagung auch der Erfahrungsaustausch zwischen den in der Heimat verbliebenen und den in Deutschland angekommenen Pro-tagonisten bewertet und befördert werden.
Auf dem Hintergrund dieser beiden Intentionen spielte der Aspekt der politischen und ideologischen Implikationen, denen der Literaturbetrieb in Rumänien ausgesetzt war, nur eine marginale Rolle. Vielmehr ging es in den durch die Moderatoren eingeleiteten Lesungen um die thematischen und ästhetischen Implikationen in den Werken der vortragenden Autoren und ihre Rezeption in den bundesdeutschen Fachzeitschriften, wie auch zum Teil um das Echo solcher Texte in deutschsprachigen Zeitungen in Rumänien. Dieser wechselseitige Transfer wurde durch die themenbezogenen Referate der Literaturwissenschaftler insofern bereichert und vertieft, als die auf der Tagung präsentierten und in den Tagungsband nunmehr aufgenommenen Essays ein breites Spektrum an literaturhistorischen, rezeptionsästhetischen und literatursoziologischen Aspekten anboten. Diese zwischen die Lesungen eingeschalteten Referate wie auch an die jeweiligen Lese-Panels anschließenden Vorträge trugen zu den besonderen Lerneffekten der Tagung bei.
„Heimat – gerettete Zunge?“ Der Versuch einer Antwort wirft eine Reihe von Implikationen auf, die in neue Fragestellungen münden wie: Was und wie wurde etwas gerettet von dem literarischen Erbe, das in den schöpferischen Werken der auf Deutsch schreibenden Autoren angelegt ist? Welchen Rezeptionsbedingungen sind Texte ausgesetzt, die meist unter großen Schwierigkeiten und noch dazu in zensierter Fassung verlegt wurden? Was also ist gerettet worden, aufgehoben in der Literaturkritik, eingemündet in die entstehende Literaturgeschichte? Was ist und was wird bewahrt, um denen etwas zu überliefern, die in der deutschen Sprachheimat geblieben sind und seit 1990 von den literarischen Werken „ihrer“ Schriftsteller und Dichter aus den wieder entstandenen kleinen Verlagsanstalten geistig versorgt werden? Auf welche Weise aber werden auch die aus ihren rumänischen Siedlungsorten in die Bundesrepublik Deutschland ausgewanderten Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen mit Büchern ihrer Lieblingsautoren bekannt gemacht? Die sich daraus ergebende Frage zielt auf die Brückenfunktion derjenigen Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in dieser Anthologie versammelt sind wie auch derjenigen Autorinnen und Autoren, die sich wie Herta Müller und Richard Wagner einer weltweiten und deutschlandweiten Anerkennung erfreuen und aus unterschiedlichen Gründen nicht an der Tagung teilnehmen konnten. Es bleibt also die Frage: Welche literarischen Schätze transportieren diese Werke aus den beiden, nunmehr sprachlich ausgedünnten großen Siedlungsgebieten in die bundesrepublikanische literarische Öffentlichkeit? Mit welchen transformierten ästhetischen Verfahren sind diejenigen Texte ausgerüstet, die vor allem in den letzten zwanzig Jahren für den deutschen Literaturmarkt geschaffen wurden?
Erweist sich die Zungen-Metaphorik in dem eingangs zitierten Gedicht von Hellmut Seiler als Wegweiser in eine vielschichtig zerklüftete, von vielen Unstimmigkeiten und Entfremdungen erfüllte „Heimat“ als der existentiell und schöpferisch ideale neue Ort? Mit welchem Zungenschlag sind die mehr als drei Dutzend bereits in Rumänien publizierenden Autorinnen und Autoren in der neuen Heimat angekommen? War es noch eine „alte“ Heimat, die nach den Worten von Seiler „sich an sich selbst verschluckt“? Oder ist es nunmehr eine „neue“ Heimat, in der die Angekommenen sich wieder einer Sprache bedienen, in der die geretteten sprachlichen Wurzeln neu verortet werden müssen? In der ihr „randständiges“ Idiom sich auf dem umkämpften literarischen Feld behaupten muss. Und nicht zuletzt: Gibt es bemerkenswerte literarische und ästhetische Ansätze, in denen die Abwendung von den tradierten stilistischen und ethnisch fundierten, oft auch ideologisierten Schreibweisen die Voraussetzung für den Durchbruch auf dem turbulenten deutschsprachigen Literaturmarkt sind? Zeichnen sich fremde Verfahren ab, die gewohnte, eingefahrene Darstellungen von historischen Abläufen und pathologischen Handlungsweisen durchbrechen?
Mit solchen Fragestellungen ausgerüstet erkundigen sich die Veranstalter der Tagung, neben den bereits erwähnten ästhetischen Aspekten der abgedruckten Texte, auch nach dem informativen Gewinn von Texten. Sie führen uns nicht nur in die „alte“ Heimat, sondern entfernen sich aus den nationalen Gefilden, um sich in transkulturellen Kontexten mit „Cross-over“-Erkenntnissen aus unterschiedlichen Wahrnehmungsbereichen auszustatten. Auf diesen breit angelegten Textfeldern kommen unterschiedliche perspektivische Einstellungen gegenüber der beschriebenen ‚Welt’ zum Ausdruck. Das führt unter anderem auch zur Frage, ob bestimmte narrative Verfahren an Attraktivität gewinnen, wenn sie sich eines regionalsprachlichen Kolorits bedienen, um kulturelles Substrat zu retten und auch die Generationen übergreifende Gedächtnisarbeit zu fördern.
Die vorliegenden Tagungstexte und ergänzenden Beiträge vermögen zum Beispiel bestimmte Einblicke in politisch brisante Phasen der rumänischen Nachkriegsgeschichte zu geben. Hans Bergel, der seit 1968 in der Bundesrepublik lebt, hat in zahlreichen Romanen und Erzählbänden seine repressiven Erfahrungen mit dem kommunistischen Regime aufgearbeitet. In den beiden Erzählungen „Der Barackentrottel“ und „Der Major und die Mitternachtsglocke“, die den Bereich der Prosa einleiten, berichtet ein Ich-Erzähler über seine Begegnung mit Häftlingen in einer Baracke im Straflager und über den Ablauf einer Minute vor der Urteilsverkündigung im berüchtigten Kronstädter Schriftsteller-prozess im Jahr 1959. In beiden narrativen Strukturen überwiegt die distanzierte Beschreibung der Umstände, unter denen die Häftlingen und Untersuchungsgefangenen der staatlichen Willkür ausgeliefert sind. Es sind Umstände, die aber auch die Voraussetzungen für den Widerstand gegen manipulierte Aussagen und erzwungene Geständnisse liefern. Johann Lippet, Autor einiger Romane und Erzählbände über die dörfliche Welt des Banats, macht seine Leser in der Erzählung „Über Kimme und Korn“, ein Auszug aus dem Roman „Bruchstücke aus erster und zweiter Hand“ (2012), mit autobiographisch verdichteten Erlebnissen vertraut. Sein jugendlicher Ich-Erzähler, ausgestattet mit dem Erfahrungswissen der älteren Generation, berichtet auch über die kläglichen Ergebnisse der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft, über den Betrug des rumänischen Staats an den Kleinbauern, die für das enteignete Land keine Entschädigung erhielten und über das Kopfgeld, das der rumänische Staat der Bundesrepublik Deutschland für die auswandernden Bauern abverlangte. Es sind eingehende, ethnologisch verdichtete Bilder aus einer untergehenden Welt, die längst ihre magische Anziehungskraft verloren hat.
Aus einer gänzlich anderen Perspektive nehmen die Protagonisten in Balthasar Waitz’ Erzählband „Krähensommer und andere Geschichten aus dem Hinterland“ (2011) die dörfliche, nicht mehr vertraute Welt wahr. Ein Wir-Erzähler, in dem das gemeinschaftliche Wissen über die Gewohnheiten der Musiker einer Blaskapelle wie auch anderer Dorfbewohner gespeichert ist, plaudert frank und frei die Geheimnisse aus, um die es in dieser Welt geht: um illegitime Beziehungen, um uneheliche Kinder, um kuriose Verhältnisse bei den Auftritten der „schwäbischen Blaskapelle“ und natürlich um Besäufnisse. Es ist eine chaotisch sich verhaltende und zugleich gedemütigte dörfliche Gemeinschaft, die die neue sozialistische Ordnung im Dorf misstrauisch und ängstlich beobachtet. Sie leidet unter ihr, wie in „Die große Aufruhr im Dorf“. Kommunistische Funktionäre setzen unter Androhung von Strafen die Technisierung der entstehenden Kolchosen durch. Aus diesem Grund lassen sie die Pferde, materielle und emotionale Absicherung der Kleinbauern, abschlachten. Sie vernichten mit dieser hirnverbrannten Willkür nicht nur jahrhundertelange dörfliche Traditionen, sie erniedrigen und traumatisieren auch die schwäbischen Bauern, unter denen die meisten zwischen 1945 und 1950 in ukrainisch-sowjetischen Straflagern Sklavenarbeit leisten mussten. Bis in die frühen 1940-er Jahre zurück reichen die Handlungsstränge in der Erzählung „Schwarzer“. Diesen Spitznamen trägt der Dorfarzt, dessen Praxis sich in dem ehemaligen Bekleidungsgeschäft des Juden Krebs befindet. Der vor den Nazis in die USA geflohene Kaufmann bleibt in der Erinnerung der Dörfler mit einer gleichsam paradoxen Begründung: „Der Krebs war der beste Mensch auf der Welt, wenn er nur, um Gottes Willen, nicht ein Jude gewesen wäre.“
Gerhard Ortinau, einer der wesentlichen Protagonisten der „Aktionsgruppe Banat“, seit seiner Emigration 1980 in Berlin lebend, setzt sich in seinem Prosatext „Wehner auf Öland. Eine Verkleinerung“ in der Form eines inneren Monologs mit dem bekannten, 1990 verstorbenen SPD-Politiker auseinander. Wehner, der nach seinem Aufenthalt in Moskau als Mitglied der KPD im Auftrag der Komintern 1941 nach Schweden geschickt wurde und dort zwischen 1942 bis 1946 inhaftiert war, hatte sich in den späten 1950-er Jahren ein Ferienhaus auf der schwedischen Insel Öland gekauft. Dort verbrachte er gemeinsam mit Ehefrau und seiner Stieftochter Greta nach dem Rückzug aus dem Parteileben 1982 seine letzten Lebensjahre, schwer gezeichnet von Multi-Infarkt-Demenz. Ortinaus Monolog-Text stellt eine auf vielen Ebenen ablaufende quälende Abrechnung der Figur Wehner mit sich selbst dar. Sie bezieht sich auf die dokumentarisch belegten Denunziationen von Parteimitgliedern in der Moskauer NKWD-Zentrale, seine abgründigen Visionen und apokalyptisch ausgemalten Lebensbilder, auf seine verächtlichen Äußerungen über ehemalige Parteifunktionäre. Während Wehner – in der Funktion einer mit dramatischen Effekten aufgeladenen Figur des politischen Welttheaters – allmählich seine Identität verliert, kreist um die Insel das mythische Totenschiff Naglfar. Es ist ein mutig konstruierter, vielschichtiger Text, dem man in naher Zukunft eine dramaturgische Inszenierung wünscht.
Die lyrischen Texte des Tagungsbandes tragen sehr unterschiedliche Handschriften, an denen sich multiperspektivische Kulturmodelle abzeichnen. Ilse Hehns bilderreiche, ornamental aufgeladene Reiseimpressionen erfassen ägyptische Kulturdenkmäler wie auch Alltagssituationen aus der Sicht eines kunstwissenschaftlich bewanderten lyrischen Ichs. Dabei überlagern sich visuelle, olfaktorische und taktile Wahrnehmungsfelder. Anders strukturiert erweisen sich die Begegnungen mit dem aus der Jugendzeit vertrauten Temeswar im Banat. Die nunmehr entfremdete Atmosphäre spiegelt sich in zerbrochenen Erinnerungsbildern, die sich beim Rundgang durch „heimatliche“ Gefilde ebenso einstellen wie in den verlogenen Empfindungen: „das nichtgesagte Wort / ist Schmerz / schamlos das gesprochene“.
Franz Heinz’ poetische Visionen bedienen sich europäischer Topographien, um sich mit existentiellen Fragen wie Überleben in der Zivilisation oder die Wahrnehmung von Naturräumen durch eine verunsicherte Psyche auseinanderzusetzen. Klaus Hensels lyrisches Ich hingegen beklagt sich in „Wie ein guter Tag“ über den Verlust der Zeitwahrnehmung. Sie komme als Flaschenpost zurück, die wie „ein Fingerzeig in dem Buch Glas, Ironie und Gott als Widmung“ auftaucht. Dennoch erweisen sich die Erinnerungsstränge als tragfähig genug, um die Bukarester produktive Zeit wachzurufen, wie den literarischen Diskurs mit Heinz Czechowski, einem bekannten Vertreter der sächsischen Dichterschule. Franz Hodjak, renommierter Lyriker und Prosaautor, beschäftigt sich in den vorliegenden Gedichten mit bedeutenden Kunstwerken, wie dem Heilig Blut Altar von Tilman Riemenschneider in der Rothenburger St. Jacobs-Kirche oder Yves Kleins Gemälden, gestaltet im International Klein Blue (IKB), einer Mischung aus tiefdunklem Blau und Ultramarin. Er reflektiert einstige Begegnungen mit den Gagausen, einer altgläubigen Sekte im Raum zwischen Rumänien und der Ukraine, oder den Lipowenern, einer Ethnie, die im Donaudelta lebt, deren Stimmen „verständlicher / als jede Stimme, egal, woher / sie kommt“ seien. Seine Widmungsgedichte für die Dichterkollegen Horst Samson und Georg Aescht wie auch für den Herausgeber der Dresdner Literaturzeitschrift „Ostragehege“, Axel Helbig, sind mit poetisch aufgeladenen Metaphern und konkreten Topoi versehen, die sich auf lieb gewonnene Begegnungen an Orten beziehen, an denen sich natürliche, zivilisatorische und phantasiebeladene Phänomene überlagern.
Johann Lippets „Hyperlinks“ sind reich an ländlich und dörflich idyllischen Bildern, die durch die Eingriffe der Staatsmacht zerstört werden. Sie wirft dem lyrischen Erzähler die Herstellung von „staatsfeindlichen Schriften“ vor, klagt ihn wegen deren Verbreitung an. Horst Samsons Poetik ist von der Sehnsucht nach dem im Weltall fixierten, einzigartigen Augenblick erfüllt. In seinen lyrischen Verfahren gehen die Tageszeiten ineinander über, Phänomene der Natur verbinden sich mit moralischen Kategorien und Erinnerungen an geschätzte Zeitgenossen überschreiten „unsere Zeit in den Urnen“. Dieter Schlesaks poetologisch verdichtete Reflexionen spüren seit den 1970-er Jahren die Ontologie eines Daseins auf, das ihn, den philosophisch gebildeten Wanderer zwischen Rumänien, Deutschland und Italien und den gelegentlichen Heim- und Rückkehrer aus Siebenbürgen, zu Aussagen bewegt, die Zeit und Raum transzendieren. In diesem schwebenden und zugleich an Orte und Körper festgemachten Diskurs wird der Zuhörer plötzlich von der Tragik des von Herrschaftszwängen erfüllten Seins aufgeschreckt, wie in Schlesaks Poem „Einem, der nie ankam“. Es ist dem Dichter Rolf Bossert gewidmet, der nur wenige Monate nach seiner Ankunft in Deutschland sich am 17. Februar 1986 in Frankfurt am Main, im Übergangswohnheim für Aussiedler, das Leben nahm.
„Du aber kommst von unten. Und du hast einen Körper / verfügt der Beamte, schließt die Akte Deutschland / im Himmel. Du aber kamst blutend ins Nichts.“
Hellmut Seilers semantisch, syntaktisch und rhythmisch durchstrukturiertes Gedicht über die gerettete Heimatzunge, das als Motto für diesen Tagungsband benutzt wird, analysiert auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen jene verschwimmenden „heimatlichen“ Gefühle, die von der Grobheit der geschichtlichen Abläufe getroffen, sich – einem Zungentanz gleich – gegen die verräterische Sprache (vgl. „Zungenschlagseite“) wenden. Die Zunge verwandele sich damit in einen „blamierte(n) Füllungsgehilfe(n) der Peristaltik“; die „sich an sich selbst verschluckt“. Seilers hoch reflektierte Poetik durchdringt auch das Gedicht „Verfolgte verfolgen Verfolger“, das von der Wachheit gegenüber den eigenen verräterischen, von bloßer Mimikry erfüllten Gedanken zeugt.
Das Genre der Dramatik, das in der deutschsprachigen Literatur Rumäniens bislang unterbewertet ist, wird in diesem Band durch Frieder Schullers Theaterstück „Ossis Stein oder Der werfe das erste Buch“ präsentiert. Der Autor, der seit den frühen achtziger Jahren in Deutschland lebt, ist seit 1990 wieder mit seinem Heimatort Katzendorf (rum. Caţa) in vieler Hinsicht verbunden. Er dient ihm als Inspirationsquelle, als dörflicher Kulturspeicher und als Schatztruhe ethnischer Bräuche. Das 2012 im Deutschen Theater Hermannstadt aufgeführte Stück, das hier in Auszügen publiziert wird, ist eine Politfarce. Die in ihr auftretenden Figuren Dan, ein Genosse und Mitläufer, Silvia, das Flittchen Poesie, Paul, ein Handlanger, Nicu, der politische Witz, dem es in der Diktatur prächtig geht, danach aber miserabel, und Ossi, ein Rundfunkreporter, sind Wesen mit zweierlei Überlebensstrategien. Sie passen sich in der Diktatur an, erzählen sich im Flüsterton politische Witze, denunzieren auch mal einen unliebsamen Kollegen, flirten mit dem Flittchen Poesie und spielen nach der Revolution die unbeugsamen Widerständler, sind auf der Suche nach lukrativen Jobs bei der Schnellverwertung von brisanten Stoffen und Kriminal-stories. Auf ihrem theatralischen Spielfeld bedienen sie sich unterschiedlicher dramatischer Formen. Die mit Couplets und volkstümlichen Versen wie auch mit witzigen Anspielun-gen gefütterten Dialoge brechen die ideologisch gesättigte offizielle Rede auf, entblößen die Funktion von geheuchelter Staatslyrik, machen nicht Halt vor der Kritik an der Besserwisserei westlicher Journalisten und setzen sich in der Figur des Ossi auch mit wissentlicher Denunziation und Verrat auseinander.
Die essayistischen Beiträge widmen sich Themenfeldern, auf denen unterschiedliche Aspekte behandelt werden. Es ist die Rezeption deutschsprachiger Literatur aus Rumänien in einigen europäischen Ländern (Ingmar Brantsch) und die Beleuchtung der Innen- und Außenwelt des Banats an zwei narrativen Texten (Walter Engel). Franz Heinz setzt sich mit dem Bestseller „Die deutsche Seele“, einer Koproduktion von Thea Dorn und Richard Wagner, auseinander und bewertet sie als geglücktes Beispiel für eine produktive Wiederentdeckung der (deutschen) Innerlichkeit. Peter Motzan analysiert die Erfolgs- und Endzeitgeschichte der deutschsprachigen Literatur aus Rumänien. Horst Samson erzählt am Beispiel seines Gedichts „Pünktlicher Lebenslauf“ einen Abschnitt aus dem Lebenslauf seines Vaters unter einem doppelten Blickwinkel, als bildunterstützte Projektion und nachempfundene Vision der Kriegserlebnisse aus der Sicht des Sohnes und als Versuch, mittels eines Motorrads, Marke NSU, den Vater in die virulente Erinnerung zurückzuholen. Renate Windisch schließlich vergleicht am Beispiel der Lebensläufe von zwei Autoren aus unterschiedlichen Generationen: Hans Bergel, geboren 1925 in Rosenau bei Kronstadt, und Horst Samson, geboren 1954 in der Bãrãgan-Steppe, wo Bergel als Strafgefangener in den frühen fünfziger Jahren lebte, die unterschiedlichen und gemeinsamen Merkmale von Schriftstellerkarrieren unter einem kommunistischen Regime und unter den Bedingungen einer Demokratie.
Die der Intention und dem Charakter eines Essays eigenen Argumentationsstrukturen schlagen sich in den einzelnen Beiträgen in stark voneinander abweichenden Beweisführungen nieder. Der Literaturwissenschaftler und Prosaautor Ingmar Brantsch listet in der Rolle des Rezensenten die Beiträge in dem Sammelband „Ost-West-Identitäten und – Perspektiven. Deutschsprachige Literatur in und aus Rumänien im interkulturellen Dialog“ (2012) zunächst summarisch auf, indem er die Studien derjenigen Germanisten bewertend nennt, die sich um die Rezeptionsforschung deutscher Literatur aus Rumänien in universitären Seminaren und Projekten kümmern. Sein fundiertes Wissen um literaturhistorische Abläufe und ästhetische Beziehungsfelder befähigen ihn, nicht nur die Ergebnisse dieser Forschungen im Hinblick auf die schwierige Rezeption der deutschen Literatur aus Rumänien in deutschsprachigen und anderen europäischen Ländern einzuschätzen. Es gelingt ihm auch, wesentliche ästhetische Faktoren aus den umfangreichen Untersuchungsmaterialien hervorzuheben, die als Grundlage für die Anerkennung der Werke von Herta Müller, Oskar Pastior oder Rolf Bossert in dem bundesdeutschen Feuilleton dienen. Mehr noch: Er stemmt sich gegen die These von der abgewanderten rumäniendeutschen Literatur, die er mit dem Verweis auf deutsch publizierende literarische Talente rumänischer Herkunft stützt. Mit dieser, angesichts gewisser Kassandrarufe sich aufdrängenden Fragestellung beschäftigt sich Peter Motzan. „Eine Erfolgs- und/oder eine Endzeitgeschichte? Zur Präsenz (ex)rumäniendeutscher Autoren im bundesdeutschen Literaturbetrieb“ nennt er seine Publikations- und Rezeptionsgeschichte, die er mit einem Zitat des aus der Bukowina stammenden Dichters Alfred Kittner aus dem Jahr 1971 einleitet: „…die rumäniendeutsche Lyrik (ist) weit besser als ihr Ruf, denn sie hat gar keinen.“ An diesem Zustand habe sich auch bis zum Beginn der 1990er Jahre nichts geändert. Der dann eingeleitete Publikations- und Rezeptionsprozess habe den deutschsprachigen Autoren aus Rumänien bis zur Verleihung des Literaturnobelpreises an Herta Müller eine breit angelegte Anerkennung gebracht, deren ästhetisch innovative Merkmale Peter Motzan wie folgt definiert:
„Sie (die rumäniendeutschen Autoren, WS) durchstoßen eingerostete Wahrnehmungen und Eigenstereotype, verfremden das Vertraute ins Unvertraute, spüren die Diskrepanzen zwischen Zeichen und Bezeichnetem, zwischen Schein und Sein auf, entwickeln ungewohnte und erhellende Sichtweisen auf die deutsche Wirklichkeit und die Gesinnungslage der Nation, als deren Teil sie sich begreifen.“
Diese überzeugend dargelegten ästhetischen und literatursoziologischen Wirkungsmechanismen sind auch der Gegenstand der Ausführungen, die Olivia Spiridon in ihrem Tagungsbeitrag unter Verweis auf ihre 2012 erschienene Anthologie „Deutsche Erzähler aus Rumänien nach 1945“ präsentiert. Ihre Fragestellung „Wer liest heutzutage ‚rumäniendeutsche’ Literatur?“ zielt zunächst – nach der einleitenden Klärung des Begriffs, einer „bizarren Nomen-Adjektiv-Verbindung“ – auf die Festlegung von potenziellen „Kundenkreisen“, die sich für diese Minderheitenliteratur interessieren könnten. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass es drei Lesergruppen gebe: die aus den südosteuropäischen Kulturkreisen stammende deutschsprachige Gruppe, der Leserkreis aus den deutschsprachigen Gebieten, dessen Mitglieder ein gewisses Interesse für randständige Kulturen entwickeln, die den Zwängen von Diktaturen ausgesetzt waren, und eine rumänische Lesergruppe, die aufgrund von zukünftig zahlreicheren zweisprachigen Veröffentlichungen und Übersetzungen in ihre Muttersprache Zugang zu einer Reihe von deutschsprachigen Werken hätten. Vor allem die beiden zuletzt genannten Leserkreise müssten, so Spiridon, in literaturgeschichtliche und thematische Hintergründe der veröffentlichten „rumäniendeutschen“ Werke eingeweiht werden. Aus diesen Erwägungen heraus plädiert sie für die Einfügung von ausführlichen Kommentaren, um diese Lesergruppen auf der Grundlage von kulturgeschichtlichen, soziokulturellen und auch politischen Informationen mit den Kontexten der literarischen Werke vertraut zu machen.
Auf welche Weise ein Autor aus dem rumäniendeutschen Kulturkreis einen spezifischen Beitrag zur Bereicherung der deutschen Sprachgeschichte leistet, kommentiert und analysiert Franz Heinz in seinen rezeptionsästhetischen Ausführungen zum kulturhistorischen Nachschlagewerk „Die deutsche Seele“ (2011). Die von Thea Dorn und Richard Wagner geschaffene Publikation mit enzyklopädischem Charakter, die auf dem deutschsprachigen Büchermarkt zahlreiche Rezensionen und einen breiten Absatz gefunden hat, hinterlasse, so Heinz, manche prägnante Spur, deren Ursprung auf die heimatliche Erfahrung im Banat zurückzuführen sei. Die Erinnerung an die „Streiflichter aus dem Elternhaus“ veranlassten Richard Wagner, der seine Herkunft einst als „Rühreilandschaft“ bezeichnet habe, zu einem Bekenntnis zu dem schönen deutschen Wort Heimat. Gibt es ein überzeugenderes Argument für die Notwendigkeit, randständige Kulturbereiche in eine deutsche Kultur aufzunehmen, in der die Wiederkehr der Innerlichkeit nunmehr mit neuen Akzenten versehen wird? Dieser vergleichenden Betrachtung von zwei Landstrichen an den Randzonen von Mitteleuropa ist auch Walter Engel in seinem transparent gestalteten Beitrag über Innen- und Außenwelten des Banats nachgegangen. Auf der Grundlage von zwei Erzählwerken, Esther Kinskys „Banatsko“ (2011) und Balthasar Waitz’ „Krähensommer und andere Geschichten aus dem Hinterland“ (2011) zeichnet er den kulturellen Niedergang des Banats nach, einer Landschaft, die aus drei Siedlungsgebieten besteht. Er verweist auf die unterschiedlichen perspektivischen Einstellungen und Erzählverfahren bei der Beschreibung rumänischer, serbischer und ungarischer beziehungsweise ehemaliger deutscher Dorfkulturen, deren Geschichte nunmehr den literarischen Rohstoff für melancholische, aber auch für humorvolle und ironische Betrachtungen liefern.
Der vorliegende Tagungsband ist dank der Bemühungen von Horst Samson um die Zusammenkunft der Autorinnen und Autoren wie auch der Referentinnen und Referenten zustande gekommen.
Besonderer Dank gilt dem Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Kulturstaatsminister Bernd Neumann, dessen finanzielle Förderung die Tagung und die vorliegende Publikation erst ermöglichte.
Wir hoffen, dass die Publikation, die so viele substantielle Aspekte der Bedeutung der rumäniendeutschen Literatur für die deutschsprachigen Kulturlandschaften anspricht, ein breites Echo in der Öffentlichkeit findet.