Dagmar Dusil: Auf leisen Sohlen. Annäherungen an Katzendorf.

Dagmar Dusil: Auf leisen Sohlen. Annäherungen an Katzendorf. Die POP-Verlag-Fragmentariumreihe, Bd. 10. ISBN: 978-3-86356-262-5, 286 Seiten, €[D]18,50

 

 

 

 

In meinem Dorfschreiberjahr fand ich in Katzendorf und der näheren und weiteren Umgebung Überbleibsel aus der k. u. k. Monarchie, Spuren zweier Weltkriege, Überreste aus dem Kommunismus, Neureiche in protzigen Häusern.
Besucher kamen und gingen. Lauschten und überzeugten sich von einem neuen Siebenbürgen. Kirchenburgen begeisterten, Ruinen polarisierten, der Entdeckergeist wurde geweckt. Das Siebenbürgen in der direkten Begegnung berührte.
Der Sprechgesang Katzendorfs klingt bei mir noch nach. Im Gesagten liegt viel Ungesagtes. Phantasie und Wirklichkeit sind austauschbar. Seelenwund verschwindet das siebenbürgische Dorf mit seinen Bewohnern in den Nebeln der Zeit.

„Rebi konnte nur überleben, indem sie in ihrer eignen Phantasiewelt lebte. Das Gefundene und Erfundene erhellten ihr Leben. Die Leiden gab es oder auch nicht. Und ihr Verbündeter war Gott, auf ihn vertraute sie, er würde bestrafen und richten, was sie nicht konnte. Sie betete innig zu diesem Gott, erzählte sie, und haderte nicht mit dem Schicksal. Wenn es nur mehr zu essen gebe. Die Nahrung fehlte, der Hunger quälte sie. Mit dem Stock sah ich sie manchmal nach Essensresten in den Mülltonnen suchen.
Ihr Weltbild flocht sie wie die Schilfmatten in ineinander gewebten Mustern, stabil und fest. Es nützte sich mit der Zeit ab, doch es war unzerstörbar.“

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