Emilian Galaicu-Păun: geb. 1964 in Unchiteşti, Moldawien. Studium der Philologie an der staatlichen Universität Moldawien in Chişinău, Aufbaustudium und Doktorat am Institut für Literatur „Maxim Gorki“ in Moskau. Mitglied des Rdaktion des „Vatra“ Kulturzeitschrift Târgu-Mureş in Rumänien und Chefredakteur im Cartier Verlagshaus in Chişinău. Mitglied im PEN-Club und Schriftstellerverband Moldawien, Rumänischen Schriftstellerverband und in der Schriftstellervereinigung ASPRO. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a: „Das eigene Licht„, Gedichte, 1986, „Levitieren überm Abgrund„, Gedichte, 1991, „Der Geschlagene trägt den Nichtgeschlagenen„, Gedichte, 1994, „Gesten. Die Trilogie des Nichts„, Prosa, 1996, „Die Lyrik nach der Lyrik„, Essay, 1999, „Yin Time„, Gedichte, 1999.
Viele wurden zum Teil ins Deutsche, Englische, Französische, Italienische, Türkische, Makedonische, Serbokroatische und Schwedische übersetzt. Übersetzungen aus dem Französischen ins Rumänische. Bedeutende Preise und Auszeichnungen, darunter: Preis des Rumänischen Schriftstellerverbandes, „ASPRO“ Preis und Preis der „Union Latin“, Paris.
Lieferbare Titel von Emilian Galaicu-Păun: Yin Time. Aus dem Rumänischen von Hellmut Seiler. (LYRIK- Sammlung), 122 Seiten, 20,0 × 14,0 cm; ISBN: 978-3-937139-41-8,€[D]16,30.
Über Emilian Galaicu-Păun:
Metamorphosen – Visionen – Bewegungen
Emilian Galaicu-Păun fordert den Leser in seinem Gedicht-Band „Yin Time“ heraus
Von Anke Pfeifer
Besprochene Bücher / Literaturhinweise
Schon der Titel „Yin Time“ weist darauf hin: Die Lyrik dieses Bändchens ist Kunst, die sich aus vielen Quellen speist, wobei zeitlich als auch räumlich kaum Grenzen gesetzt sind. Yin als Begriff aus der chinesischen Philosophie für das Schattige, Dunkle stehend, aber auch Verkörperung des Weiblichen, entstand wie sein Gegenpol Yang aus dem Dao, dem ewigen Schöpfungsprinzip, das durch Veränderung, Bewegung und Durchdringung die Welt hervorbringt.
Genau dem scheint der Autor mit seinen Versen folgen zu wollen. Gegensätze, die Visionäres und Existentielles, Körperliches und Geistiges, Reales und Sakrales betreffen, sich in Prägnanz und überbordender Fülle, im freien Vers oder selten im Reim zeigen, Gegensätze sowohl auf der thematischen als auch auf der strukturellen Ebene, die oft gleichzeitig bestehen, sind kennzeichnend, bringen einen ganz eigenen Kosmos hervor und bieten vielfältige Möglichkeiten der Deutung. Ob Schöpfungsgeschichte oder Kreuzigung, Erotik oder Krieg, ein Fest im 19. Jahrhundert oder moldauische Politiker von Heute, das Durchdeklinieren von Grammatik oder Spiel mit dem Schriftbild – alles kann Fundgrube werden für das opulente Spiel mit Gedanken und Sprache.
Emilian Galaicu-Păun, 1964 geboren in der damals zur UdSSR gehörenden Moldauischen Sowjetrepublik, absolvierte sein Philologiestudium in der Hauptstadt Chişinău, sein Doktoratsstudium in Moskau. Er gehört zu den rumänischsprachigen Schriftstellern der heute unabhängigen Republik Moldau und zu einer Generation, die nach Jahrzehnten staatlich-ideologischer Restriktionen und erzwungener künstlerischer Abschottung, die auch den Austausch mit Rumänien betraf, frei den Umgang mit der Weltkultur pflegt und ein neues ästhetisches Bewusstsein herausbildet.
Galaicu-Păun strebt danach, seinen weiten Bildungshorizont auszuloten und Erfahrungen im Kontext von Traditionen zu verarbeiten. Der Dichter legt es darauf an, „die welt mit anderen augen zu betrachten, zu sehen was sie zuvor nie gesehen hat“, wie er einer „Sie“ in einem seiner Verse zudichtet. Die zahllosen intertextuellen Bezüge sind nur die logische Folge eines lebenslangen Aneignungsprozesses, der den weltweiten Bogen von Religion über Volksliteratur und Philosophie bis hin zu Literatur, Musik, bildender Kunst oder gar der heutigen Modewelt spannt.
Mit diesen kulturellen Zitaten geht er als postmoderner Dichter spielerisch und gleichzeitig mit einem hohen Verschlüsselungsgrad um, sieht er doch in der Postmoderne „eine Art höhere Mathematik des Geistes“. Seine „Ingenieurarbeit“ am Text umfasst den ironischen Umgang mit Techniken, parodistische Paraphrasen und Manierismus. Als Leser entdeckt man immer wieder neue Verweise und ist zum Wiederlesen angeregt.
Dieses sechste Werk des Autors erschien 1999 in rumänischer Sprache und ist wohl der erste vollständige Band eines moldauischen Lyrikers, der im Westen veröffentlicht wurde. Kunstvoll nachgedichtet wurden die Texte von Hellmut Seiler, der als aus Rumänien stammender deutschsprachiger Dichter mit beiden Sprachen bestens vertraut ist. Das Nachwort des rumänischen Literaturprofessors Cistelecan sowie Auszüge aus rumänischsprachigen Kritiken bieten Angebote zur Interpretation. Biografische Angaben zu Autor, Übersetzern und dem Autor des Nachwortes vermitteln dem interessierten Leser weiterführende Details.